3
Einleitung.
Es sei z. B. beim Naphtalin gefunden 93,70 Proz. Kohlenstoff und
6,30 Proz. Wasserstoff; das Quotientenverhältnis ist 7,81 : 6,25 oder
gleich 1,249:1, was etwa 5:4 oder 11:9 entsprechen würde. Die
Formel 0 6 H 4 erfordert 93,71 Proz. Kohlenstoff und 6,29 Proz. Wasser
stoff, eine Formel C U H 9 93,57 Proz. Kohlenstoff und 6,43 Proz. Wasser
stoff. Die Abweichungen von den gefundenen Zahlen liegen innerhalb
der Fehlergrenzen. Hier müssen weitere Anhaltspunkte zur Entschei
dung zwischen diesen Formeln hinzutreten.
Aber auch in den einfacheren Fällen, z. B. bei der Essig
säure, ist die gefundene Formel (CH 2 0) noch nicht ohne weiteres
eine Molekularformel, sondern bezeichnet nur das Atomzahl
verhältnis. Die Molekulargröße muß nach besonderen Prinzipien
ermittelt werden.
Molekulargewichtsbestimmung.
(Ygl. H.Biltz, Praxis der Molekelgewichtsbestimmung. Berlin 1898.)
1. Molekulargewichtsbestimmung auf chemischem Wege.
Unsere chemischen Formeln (z. B. CH 2 0) bedeuten nicht
nur ein prozentuales Verhältnis, sondern gleichzeitig die kleinste
noch als solche existenzfähige Menge einer Verbindung, d. h. das
Molekül derselben, welches nicht mehr mechanisch, sondern nur
noch chemisch teilbar ist, nämlich in die Atome der dasselbe
konstituierenden Elemente. Wäre also die Formel CH 2 0 für die
Essigsäure die richtige, so müßte die in einem Molekül enthaltene
Menge von Sauerstoff (und Kohlenstoff) unteilbar, die von Wasser
stoff nur durch 2 teilbar sein. Beobachtet man aber, daß bei der
Essigsäure schon ein Viertel des gesamten Wasserstoffs ersetzbar
ist,* z. B. bei der Salzbildung gegen ein Metall, so muß die im
Molekül vorhandene Wasserstoff menge auch durch 4 teilbar sein,
d. h. die Formel vier Atome Wasserstoff enthalten, also gleich
C 2 H 4 0 2 (oder einem Multiplum hiervon) sein. Dies ist nun tat
sächlich der Fall. Essigsaures Silber enthält 64,67 Proz. Silber,
also einen Essigsäurerest von 35,33 Proz.; oder auf 1 Atom
Silber = 108 berechnet kommen 59 Gewichtsteile Essigsäure
rest, was mit einem Atom Wasserstoff = 1 zusammen das Molekular
gewicht der Essigsäure zu 60, = 2 X 30, = 2 X CH 2 0 — C 2 H 4 0 2
ergibt. Es ist dies die Molekulargewichtsbestimmung auf chemischem
Wege. Derartige Bestimmungen werden für Säuren meist mittels