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XX. Aminoverbindungen.
p - Chlor - acetanilid übergeführt, durch dessen Verseifung man leicht
p- Chloranilin erhält (weiße Kristalle, d’bar). Die 0- und m-Verbin
dungen (beide flüssig) stellt man indirekt dar, z. B. durch Reduktion
von o- oder m-Chlor-(Brom-) nitrobenzol.
In den Monochlor - (brom -) anilinen ist der basische Charakter
durch den Eintritt des Halogens abgeschwächt, am meisten in den
o-Verbindungen. Das (a-)Trichloranilin, C 6 H 2 Cl3(NH 2 ) (Kristalle, d’bar),
verbindet sich mit Säuren nicht mehr, o- und p-Chloranilin können
nur noch zwei Atome Chlor aufnehmen unter Bildung des Trichlor-
anilins: N H 2 : CI: CI: CI = 1 : 2 : 4 : 6; m - Chloranilin aber kann auch
in Tetra- und Pentachloranilin übergeführt werden.
Die Bromaniiine verhalten sich durchweg ähnlich.
Nitraniline.
Anilin wird von konzentrierter Salpetersäure gleichfalls weit
energischer angegriffen als Benzol. Zur Bildung der Mononitro-
produkte muß man das Anilin „schützen“ (s. v. S.), was durch
Verwendung einer Acyl-(z. B. Acetyl-) Verbindung, oder durch
Nitrieren bei Gegenwart von viel konzentrierter Schwefelsäure
erreicht wird. In letzterem Falle entstehen alle drei Nitraniline,
am wenigsten die o-Verbindung. Beim Nitrieren von Acetanilid
entstehen o- und überwiegend p-Nitracetanilid,
C 6 H 4 (N0 2 )(NH.C 2 H 3 0), welche leicht durch Kali oder Salzsäure
verseift werden.
Auch entstehen o- und p-Nitranilin heim Erhitzen des o- und
p-Chlor- oder Bromnitrobenzols oder der Äther der entsprechenden
o- und p-Nitrophenole, C 6 H 4 (N0 2 ) (O. C 2 H 5 ), oder dieser Nitrophenole
selbst (B. 19, 1749) mit Ammoniak auf 180°. o-Nitranilin wird feiner
erhalten durch Nitrieren der Acetylsulfanilsäure und Abspaltung der
Sulfogruppe (B. 25, 985).
Die Nitraniline werden ferner aus den entsprechenden Di-
nitrobenzolen durch partielle Reduktion erhalten (z. B. durch
Schwefelammonium).
Die drei Nitraniline (s. Tab. S. 404) bilden gelbe, in Alkohol
leicht, in Wasser sehr wenig lösliche Nadeln oder Prismen. Die
o- und die m-Verbindung sind mit Wasserdämpfen flüchtig, das
p-Nitranilin nicht. Durch Reduktion gehen sie in die Phenylen-
diamine über.
o- und p-Nitraniline geben beim Kochen mit Alkalien Nitro
phenole:
C 6 H 4 (N0 2 )(NH 2 ) -f H.OH = C 6 H 4 (N0 2 )(0H) 4- NH 3 . '