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XXIII. Phenole.
7. Mit Eisenchlorid in neutraler Lösung entstehen charak
teristische Färbungen: Phenol und Resorcin violett, Brenz
catechin grün, Orcin blau violett; Pyrogallol wird durch eisenoxyd
salzhaltigen Eisenvitriol blau gefärbt (Ferrisalz- oder Tintenbildung;
Z. Ang. 20, 2066). Desgleichen geben zuweilen Chlorkalk oder
Jod Färbungen.
8. Mit salpetriger Säure entstehen Nitrosoderivate (s. Nitroso-
phenol); mit salpetriger Säure in konzentrierter Schwefelsäure intensiv
gefärbte Lösungen, die beim Übersättigen mit Kali blau werden (Lieber-
mann sehe Reaktion, s. S. 417 und 461).
9. Die Natrium- und Kaliumsalze vieler Phenole reagieren
mit Kohlensäure (Kolbe) unter Bildung von aromatischen Oxysäuren
(s. Salicylsäure):
C 6 H 5 .OH-f C0 2 = C 6 H 4 (0H).C0 2 H. x
Oxysäuren entstehen auch durch Verwendung von Tetra
chlorkohlenstoff und Natronlauge (B. 9, 1285); ihre Aldehyde aus
Phenol durch Einwirkung von Chloroform und Natronlauge (Reimer
und Tiemann, B. 9, 824).
10. Mit Diazoverbindungen treten viele Phenole zu Azofarbstoffen
zusammen (S. 433); desgleichen geben sie beim Erhitzen mit Benzo-
trichlorid, Cg Hg . C Cl 8 , gelbrote Farbstoffe (s. Aurine), und mit Phtal-
säureanhydrid die Phtaleine (Kap. XXIX, 4).
11. Spaltung der Phenole durch Chlor: s. S. 384.
12. Oxydation des Phenols zu inaktiver Weinsäure durch Kalium
permanganat: B. 24, 1753.
Phenol.
Phenol, Carbolsäure, Phenylalkohol, C G H 6 . OH. Entdeckt von
Runge 1834 im Steinkohlenteer. Findet sich im Harn von Herbi-
voren, auch im Menschenharn (als Phenylschwefelsäure), im Biber
geil, im Knochenteer. Farblose Kristallmasse, aus langen Nadeln
bestehend. Sm.-P. 40°, S.-P. 180°. Spez. Gew. (0°) 1,084. In 15 Tin.
Wasser bei 16° löslich, löst auch umgekehrt etwas Wasser auf;
wenige Prozente Wasser verflüssigen das kristallisierte Phenol.
In Alkohol und Äther sehr leicht löslich. Färbt sich an der Luft
leicht rötlich und zieht AVasser an. Geruch charakteristisch, Ge
schmack brennend; giftig; von hervorragender antiseptischer
Wirkung. Wirkt stark ätzend auf die Haut. Löst sich in Alkali
lauge und wird daraus durch Kohlensäure wieder gefällt. Eisen