Mandelsäure.
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Säuren bilden (die Phenolsäuren nie!), sich mit Bromwasser
stoff usw. esterifizieren unter Bildung von halogensubstituierten
Säuren usw. Ferner sind sie durchaus einbasische Säuren.
Die Alkoholsäuren können primär, sekundär oder tertiär
sein (s. S. 245).
Die Ketonsäuren sind als Ketone reduzierbar zu Alkoholen,
nämlich den obigen (sekundären) Alkoholsäuren; ferner reagieren sie
mit Hydroxylamin usw.
Natürlich sind auch mehrbasische Alkoholsäuren usw. denkbar;
desgleichen Phenolalkoholsäuren (gleichzeitig Phenol und Alkohol
säure) usf.
1. Mandelsäure, Phenylglylcolsäure, C 6 H 5 .CH(0H).C0 2 H
(Windeier 1832), entsteht aus Amygdalin beim Erhitzen mit
Salzsäure, und synthetisch durch Versöifung des Benzaldehyd-
cyanhydrins, C 6 H 5 .CH(0H).CN (S. 465, bei „Verhalten, d“).
Glänzende Kristalle; in Wasser ziemlich leicht löslich.
Enthält ein asymmetrisches Kohlenstoffatom (s. S. 44); die syn
thetisch bereitete dl-Form (Sm.-P. 118°) ist in d- und 1- (natürliche)
Mandelsäure (Sm.-P. 133°) spaltbar (B. 16, 2721; 32, 2385). Sie ist ver
gleichbar mit der Milchsäure, CH 3 . CH(OH) . C0 2 H; wie diese liefert
sie durch Oxydation Ameisensäure (daneben Benzoesäure); durch
Reduktion mit Jodwasserstoff entsteht Phenylessigsäure (wie Propion
säure aus Milchsäure).
Eine o-Amino-mandelsäure ist die Hydrindinsäure,
C 6 H 4 (NH 2 ) . CH(OH) . C0 2 H, deren Lactam das Dioxindol (s. d.) ist.
2. 0 - OxymethylbenzoSsäure, C 6 H 4 <^q 2 (isomer Mandel
säure), ist eine in freier Form unbeständige Säure, welche als Ortho-
C H
Verbindung leicht in ihr inneres Anhydrid, das Phtalid, c 6 h 4 <co 2 >o,
übergeht. Letzteres ist ein y-Laeton (s. S. 252); es entsteht durch
Reduktion der Phtalsäure. Nadeln oder Tafeln. Unzersetzt sublimierbar.
3. Tropasäure, C 9 H 10 O 3 = HO . CH 2 . CH(C 6 H 5 ). C0 2 H, a-Phenyl-
ß - oxypropionsäure, wird neben Tropin aus Atropin (s. d.) durch
Kochen mit Barytwasser erhalten (feine Prismen) und geht beim
Erwärmen mit Tropin und Salzsäure wieder in Atropin über. Sie
existiert in mehreren optisch verschiedenen (d-, 1-, dl-) Modifikationen.
4. Benzoylameisensäure, Phenylglyoxylsäure,
C 6 H 5 . CO . C0 2 H, entsteht synthetisch aus Benzoylcyanid,
C 6 H 6 .CO.CN (S. 482), durch Verseifung mit kalter, rauchender
Salzsäure (Claisen 1877) und auch aus Mandelsäure oder Aceto-
phenon durch vorsichtige Oxydation. Allmählich erstarrendes,