Hydrierte Phtalsäuren.
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3. Terephtalsäure (1:4) entsteht durch Oxydation des
p-Xylols, Cymols usw. und zumal des Terpentinöls oder Kümmelöls.
Zu ihrer Darstellung oxydiert man die p-Toluylsäure mit Kalium
permanganat (A. 258, 9). Sie bildet ein in Alkohol und Wasser
fast unlösliches Pulver und sublimiert unzersetzt. Das Baryum
salz ist in Wasser schwer löslich.
Hydrierte Phtalsäuren.
Die Untersuchungen von Baeyer haben eine ganze Eeihe hydrierter
Phtalsäuren kennen gelehrt. Die Isomeren unter ihnen unterscheiden
sich entweder durch die Stellung der doppelten Bindungen im Einge
(Strukturisomere) oder durch die räumliche Lagerung der Carboxyl-
gruppen gegenüber dem Einge (Stereo- und zwar Cistransisomere). Die
letztere Isomerie entspricht jener der Fumar- und der Maleinsäure
(vgl. A. 245, 130; 251, 263). Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei
den hydrierten Terephtalsäuren.
Bekannt sind bis jetzt von Hydrophtalsäuren (A. 269, 147): fünf
Dihydrosäuren (darunter zwei stereoisomer), vier Tetrahydrosäuren
(darunter zwei stereoisomer), zwei stereoisomere Hexahydrosäuren-, von
Hydroterephtalsäuren (A. 258, 1): fünf Dihydro-, drei Tetrahydro- und
zwei Hexahydrosäuren, unter welchen hei jeder Gruppe je zwei stereo
isomer.
Die Hydrierung beginnt stets an den Kohlenstoffatomen, welche
die Carboxyle tragen.
Zur Ermittelung der Stellung der doppelten Bindungen in diesen
Substanzen haben hauptsächlich folgende Erfahrungssätze gedient:
1. Wirkt Brom auf eine Carbonsäure substituierend, so tritt es bei den
Fettsäuren in die «-Stellung zum Carboxyl (d. i. im Sechsring an das
gleiche Kohlenstoffatom, welches das Carboxyl bindet). 2. Stehen zwei
Bromatome an einem hydrierten Benzolkern zueinander in Orthostellung,
so werden sie hei Einwirkung von Zinkstaub und Eisessig ohne Ersatz
eliminiert (vgl. Bildung von Äthylen aus Äthylenbromid); stehen sie
aber in Parastellung, so werden sie gegen Wasserstoff ersetzt. — Wie
hei den ungesättigten Säuren der Fettreihe ist ferner auch hier häufig
der Übergang einer Säure in eine strukturisomere heim Kochen mit
Alkali beobachtet worden, indem eine Wanderung einer Doppelbindung
in der Eichtung gegen eine Carboxylgruppe zu erfolgt. — Die stereo
isomeren Modifikationen lassen sich leicht ineinander überführen.
Als Beispiel seien die Beziehungen zwischen den fünf bekannten
Bihydrophtalsäuren aufgeführt. Bei der Eeduktion von Phtalsäure
durch Natriumamalgam hei Gegenwart von Essigsäure bildet sich trans-
^ 3,5-Dihydrophtalsäure (Bezeichnungsweise s. S. 379), welche durch
Erhitzen mit Essigsäureanhydrid in die cis-J 3,5-Säure übergeht.
Beide Säuren gehen beim Erwärmen mit Alkali J 2,6-Dihydrosäure
( v gl. indes B. 27, 3496). Durch Behandeln des Dihydrobromids der
letzteren Säure mit alkoholischem Kali entsteht J 2,4-Dihydrosäure,
■deren Anhydrid beim Erhitzen endlich das Anhydrid der 4 1,4-Dihydro-
Bernthsen, Organ. Chemie. 14. Aufl. go