Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

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Heterocyclische Verbindungen. 
Im übrigen bängt die Ri n gb e s tän digk ei t der Hetero 
cyclen außer von ihrem Sättigungszustand — ebenso wie bei 
den Polymethylenderivaten — auch oft in hohem Maße von der 
Ringgliederzahl ab; vgl. Lactonbildung bei Oxysäuren (S. 252) 
und Anhydridbildung bei zweibasischen Säuren (S. 276). Die be 
ständigsten Heterocyclen sind die fünf- und sechsgliedrigen, die 
unbeständigsten besonders die dreigliedrigen. 
Manche heterocyclische Verbindungen, deren Ring sich gegen 
die meisten Reagenzien recht widerstandsfähig erweist, erleiden 
in einzelnen, ganz bestimmten Fällen oft mit überraschender 
Leichtigkeit Ringsprengung (s. Pyrrol und Glyoxalin). Überhaupt 
ist die Zahl und Mannigfaltigkeit der Reaktionen, an denen Ring 
atome teilnehmen, bei den Heterocyclen im allgemeinen größer als 
bei den Kohlenstoffringen. Man kennt Reaktionen, bei denen au3 
einem Kohlenstoffring ein Heterocyclus entsteht und umgekehrt 
(z. B. Beckmann sehe Umlagerung von Oximen cyclischer Ketone; 
j3-Naphtochinon —> Isochinolin), oder in einem Heterocyclus ein 
Ringatom gegen ein anderes Atom ausgetauscht wird (Überführung 
von Pyron- in Pyridinderivate); ferner eine große Zahl von Ring 
verengerungen und Ringerweiterungen (Alloxan—> Par ab an säure; 
Carbostyril—> Isatin; andererseits Pyrrol—> Chlorpyridin). Dem 
entsprechend ist die Mannigfaltigkeit der Ringsynthesen und 
-Spaltungen sehr groß, während nur wenige synthetische Re 
aktionen von allgemeiner Anwendbarkeit bekannt sind. 
In vielen Klassen heterocyclischer Verbindungen sind zuerst 
nicht die einfachsten, sondern kompliziertere Derivate, z. B. Phenyl 
derivate und Benzo-verbindungen aufgefunden worden. So kannte 
man das Tetraphenyl-furan und -thiophen viel früher als Furan 
und Thiophen, das Azimidobenzol früher als das 1,2,3-Triazol. 
Diese Tatsache hat ihren Grund darin, daß diese komplizierteren 
Derivate meist gut kristallisieren, wenig löslich und oft sehr 
beständig sind und aus vielen leicht zugänglichen Mono- und 
o-Disubstitutionsprodukten des Benzols unter dem Einfluß hoher 
Temperatur, wasserabspaltender Mittel usw. leicht entstehen (siehe 
o-Phenylendiamin, o-Nitro- und o-Amino-benzaldehyd, o-Amino- 
benzoesäure). Die Gewinnung der einfachen, nicht substituierten 
heterocyclischen Verbindungen aus den Benzoverbindungen beruht
	        
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