600 XXXYI. Sechsgliedrige Heterocyclen mit fünf C-Atomen.
Von vielen Pyridincarhonsäuren leiten sich sehr eigentümliche
Substanzen von betaïnartiger Struktur (fünfwertiger N) ab (Brücken
ring), z. B. das Alkaloid Trigonellin des Bockshornsamens (B. 20,
2840).
a-Säure = Picolinsäure, Sm.-P. 135°, Nadeln;
ß- „ = Nicotinsäure, „ 231°, „ ;
y- „ = Isonicotinsäure, „ 309° (im Rohr), Nadeln.
Alle drei Säuren gehen beim Kochen mit Natriumamalgam in
stark alkalischer Lösung unter Abgabe von Ammoniak in gesättigte,
zweibasische Oxysäuren der Eettreihe über; die /Sy-Dicarbonsäure liefert
analog Dimethylmale'insäureanhydrid (Weidel, AL 11, 501).
Die Pyridin-mono- und -dicarbonsäuren mit Carboxyl in a-Stellung
geben mit Eisenvitriol eine rotgelbe Eärbung (Skraup).
Pyridindi carbonsäur en, C ß H 3 N (C 0 2 H) 2 :
aß- = Chinolinsäure aß'- = Isocinchomeronsäure
ay- — Lutidinsäure ßß'- = Dinicot insäure
aa'-~ Dipicolinsäure ßy- = Cinchômeronsäure
Wie Phtalsäure aus Naphtalin, so entsteht die Chinolinsäure aus
Chinolin, die Cinchomeronsäure aus Isochinolin ; daher haben die
Carboxyle in der Chinolinsäure die Stellung aß-, in der Cinchomeron
säure ßy-. Als Analoga der Phtalsäure bilden beide Säuren ein An
hydrid und ein Imid. Cinchomeronsäure kann leicht aus Chinin oder
Cinchonin durch Oxydation gewonnen werden.
Desgleichen sind Pyridintri carbonsäur en, C 5 H 2 N(C0 2 H) 3 , durch
Oxydation von Chinin, Cinchonin (Carbocinchomeronsäure, aßy-), von
Berberin (Berberonsäure) usw. erhalten worden.
Die Pyridinpentacarbonsäure (aus Collidindicarbonsäure) hat keine
basischen Eigenschaften mehr. Sie verliert leicht Kohlensäure.
Oxypyridincarbonsäuren entstehen bei der Einwirkung von Am
moniak auf manche Pflanzensäuren, besonders auf Carbonsäuren von
Derivaten des Pyrons (S. 590). So geht die aus Apfelsäure darstellbare
Oumalinsäure durch Ammoniak über in «'-Oxy-ß-nicotinsäure. Analog
entsteht y-Oxydipicolinsäure aus Clielidonsäure (S. 590) und Ammoniak.
Bei der Entstehung der Alkaloide aus Pflanzensäuren dürften
ähnliche Vorgänge stattfinden.
Citrazinsäure, — ««' - Dioxy - isonicotinsäure. Ist auch im Saft
schlecht gehaltener Hüben aufgefunden worden.
Hydroderivate des Pyridins.
Der Theorie nach können Di-, Tetra- und Hexa -hydropyridine
existieren. Letztere nennt man allgemein „Piperidine“, z. B. Pipeeoline,
CßH 10 N(OH 8 ), Lupetidine, C B H 9 N(CH 3 ) 2 , Copellidine, C 6 H 8 N(CH 3 ) g ;
die Tetra-hydroverbindungen, „Piperideine“.
Durch direkte Hydrierung (Na -f- Alkohol oder elektrolytisch) des
Pyridins und seiner Derivate gewinnt man meist Hex a hydroderivate