Piperazin.
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entstellen oft mit überraschender Leichtigkeit bei sehr verschiedenen
Reaktionen. Ketin, Dimethylpyrazin, entsteht durch Reduktion des Iso-
nitrosoacetons bzw. durch Kondensation des Aminoacetons und bei der
Destillation von Glycerin mit Salmiak und Ammoniumphosphat; kommt
im technischen Amylalkohol vor.
Schon lange bekannt ist das Tetraphenylpyrazin, -welches aus
Benzoin und Benzil und vielen ihrer Derivate bei vielen Reaktionen
entsteht; farblose Nadeln ohne basischen Charakter.
Der Pyrazinkern zeigt Ähnlichkeit mit dem Pyridinkem: Alkyl-
pyrazine werden durch Permanganat zu Pyrazin carbonsäuren oxydiert,
welche der Picolinsäure ähnlich sind; andererseits gehen Pyrazine bei
der Hydrierung mit Natrium und Alkohol leicht in Hexahydroderivate,
Piperazine, über, welche den Piperidinen an die Seite zu stellen sind;
die Piperazine sind starke, zweisäurige, sekundäre Basen. Piperazin,
Diäthylendiamin, entsteht synthetisch z. B. aus Äthylenbromid und
Ammoniak oder Äthylendiamin; kristallisiert ausgezeichnet.
Dimethylpiperazin, durch Hydrierung von Dimethylpyrazin ge
wonnen, wird in Form seines weinsauren Salzes (Lycetol) ebenso wie
Piperazin wegen der bamsäurelösenden Wirkung bei Gicht- und Stein
leiden verwendet.
Sauerstoffhaltige Piperazinderivate sind die Diketopiperazine, welche
aus den Estern der aliphatischen «-Aminosäuren durch Alkoholaustritt
(Amidbildung) entstehen, z. B. Glycinanhydrid (s. S. 256).
Dem Piperazin ist das Morpholin nahe verwandt, welches aus
Dioxäthylamin beim Erhitzen mit starker Schwefelsäure entsteht
(Ätherbildung):
Andere Synthesen: B. 34, 1157, 2906. Sehr hygroskopisches und
sehr flüchtiges Öl, von ammoniakalischem, piperidinähnlichem Geruch,
S.-P. 128°; sehr starke, sekundäre, einsäurige Base, welche Kohlensäure
aus der Luft anzieht; dem Piperidin sehr ähnlich {Knorr, A. 301, 1).
Vom o-Diazin (Pyridazin) leiten sich zwei isomere Monobenzo-
produkte ab, vom m-Diazin (Pyrimidin) und vom p-Diazin (Pyrazin)
jedoch nur je eines:
(B. 45, 3104) (B. 36, 3377) (B. 38, 3559) (A. 237, 334).
Chinoxalin entsteht aus o-Phenylendiamin und Glyoxal; analog
reagieren o-Diamine mit Aldehyd säuren, Diketonen und Ketonsäuren,
welche zwei direkt miteinander verbundene Carbonylgruppen enthalten
(B. 24, 1870; 25, 604, 2416). Das Chinoxalin ist ein Chromogen.
B. Monobenzo-Diazine, CöH^CzNzHi).
Cinnolin
Phtalazin Chinazolin Chinoxalin
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