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labil und verliert leicht ein Elektron, wobei sie in die Kombination 58 mit
einer positiven Ladungseinheit übergeht. Andrerseits ist die Verbindung
von 58 Elektronen so stabil, daß sie leicht ein negatives Elektron anzieht
und auf der Oberfläche des Atoms festhält. Das heißt, sobald die Kombi
nation von 59 Elektronen sich in das Atom von 58 Elektronen umgelagert
hat, wird wieder ein Elektron gebunden, und der ganze Vorgang besteht in
der Überführung eines der 59 Elektronen an die Außenseite des Atoms.
Dieses Atom wird daher weder eine positive noch eine negative Ladung be
sitzen, es wird valenzlos sein und zur Gruppe 0 gehören.
Das außerhalb stehende Elektron des Atoms 58 + 1 mag andrerseits
wieder in den äußersten Ring eintreten, so daß sich das Atom 59 zurück
bildet. Es wird sich also ein Gleichgewicht zwischen unverändertem 59-Atom
und positiv geladenem (58 +1) Atom mit einem äußeren negativen Elek
tron einstellen. Aber in beiden Fällen ist die ganze Ladung 0 und wir haben
ein Element der Gruppe 0, wie Neon, vor uns. In analoger Weise versucht
Thomson zu zeigen, daß das 67-Atom ein Element der Gruppe 0, ähnlich
dem Argon, vorstellt.
Wenn wir nun zum 60-Atom vorschreiten, so finden wir, daß es ein
Elektron verlieren kann und so in das 59-Atom übergehen kann, wenn es
aber noch ein Elektron verliert (58-Atom), so wird es dasselbe außen wieder
anlagern, so wie es beim 59-Atom der Fall war. Das 59-Atom, das sich vom
ursprünglichen 60-Atom ableitet, stellt daher ein einwertiges positives
Element wie Natrium dar. Dieselbe Überlegung, auf das 61-Atom ange
wendet, ergibt, daß es zwei Elektronen verlieren kann und sich danach wie
ein zweiwertig positives Atom, wie Magnesium, verhält. Das 62-Atom gibt
ein dreiwertig positives Atom wie Aluminium, das 63-System gibt das vier
wertig positive Silizium (in Siliziumchlorid SiCl 4 ), das 64-System erzeugt
ein fünfwertiges Atom wie Phosphor (in PC1 5 ) usw.
Andrerseits gehen die Atome 66, 65, 64 und 63 durch Zufügung von
negativen Elektronen an der Außenfläche in negativ geladene, mono-, di-,
tri- und tetravalente Atome über, entsprechen demnach Chlor, Schwefel,
Phosphor und Silizium in ihren Verbindungen mit dem positiven Wasser
stoff und seinen Substituenten.
Diese Darstellung von Mendelejeffs System ist äußerst interessant
und wir dürfen hoffen, daß es fortgesetzten Untersuchungen gelingen
wird, der zahlreichen Schwierigkeiten Herr zu werden, die jetzt noch un
gelöst bleiben. Eine dieser Schwierigkeiten liegt in dem System selbst: das
Atomgewicht müßte in jeder Reihe mit der positiven Valenz wachsen. Das
ist zwar die Regel, aber nicht allgemein, und es gibt zwei auffallende Aus
nahmen: Die eine ist Argon, das ein höheres Atomgewicht als Kalium hat