Full text: Theorien der Chemie

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Die starke Wärmeentwicklung bei den Radiumpräparaten, welche etwa 
110 Grammkalorien pro Stunde und Gramm Radium beträgt, rührt haupt 
sächlich von der Aussendung der a-Partikelchen her, deren Anzahl nach 
Rutherfords Berechnungen 4X3,4-IO 10 pro Gramm Radium erreicht 
(wovon gleichviele auf Ra, RaEm., RaA und RaC kommen). Die zwei altbe 
kannten radioaktiven Elemente Uranium und Thorium zeigen nur eine zwei 
Millionen mal geringere Radioaktivität als Radium. Ihre Umwandlungszeiten 
betragen demnach mehrere Milliarden von Jahren, welchem Umstand wir zu 
verdanken haben, daß überhaupt noch radioaktive Körper bestehen. 
Nach einer besonders von Campbell 4 ) vertretenen Ansicht wäre die 
Radioaktivität eine allgemein verbreitete Eigenschaft, die in vielen Fällen so 
schwach auf tritt, daß sie nicht meßbar wird. Nach Campbell tritt sie 
deutlich bei Kalium hervor, das etwa 1000 mal weniger radioaktiv als 
Uran ist, ebenso wie bei Rubidium, das etwas schwächer aktiv ist. Nach 
McLennan'-') soll aber die Radioaktivität des Kaliums von einem neuen 
bisher unbekannten radioaktiven Element herrühren, das mit Kalium che 
misch sehr nahe verwandt ist. Ebler 3 ) gibt an, eine solche radioaktive 
Substanz im Wasser von der Dürkheimer Maxquelle aufgefunden zu haben. 
Es wird vielfach angenommen, daß das Endprodukt der radioaktiven 
Umwandlungen in der Uran-Familie Blei sei. Wenn Radium mit dem Atom 
gewicht 226 fünf a-Partikelchen verliert, bevor es endgültig umgewandelt 
ist, so ist das Atomgewicht des Endproduktes 226 — 5 • 4 = 206, was dem 
Atomgewicht des Bleis 206 • 9 sehr nahe kommt. Das Blei ist selbst radio 
aktiv; Elster und GeiteD) haben aber nachgewiesen, daß die a-Strahlung 
des Bleis von RaF herrührt, welches ebenso wie RaD und RaE fast immer 
im Handelsblei vorkommt. Wurden sie vom Blei abgeschieden, so zeigte 
dieses keine Radioaktivität mehr. 
Wie die mehr als 25 neuen Elemente in dem Mendelej eff sehen 
Schema unterzubringen sind, ist schwer einzusehen. Daß wir keine Elemente 
von höherem Atomgewicht als Uran kennen, kann vielleicht davon herrühren, 
daß diese Elemente, wenn sie einmal existierten, so stark radioaktiv waren, 
daß sie bis zur jetzigen Zeit vollständig zerfallen sind. 
In der letzten Zeit sind auch Versuche gemacht worden, die Materie 
als eine Manifestation rein elektrischer Kräfte zu erklären. Wenn ein 
Elektron, begabt mit einer bestimmten Geschwindigkeit, sich durch den 
Raum bewegt, so ist diese Bewegung mit zwei verschiedenen Energiearten * 2 3 4 
x ) Campbell und Wood, Proc. Cambr. Phil. Soc. 14, 15, 1907. 
2 ) Mc Lennan, Phys. Zeitschr. 9, 510, 1908, Phil. Mag. (6), 16, 377,1908. 
3 ) Ebler, Zeitschr. f. angew. Chemie 21, 737, 1089. 
4 ) Elster und Geitel, 1. c. 
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