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gleich einem Drittel war, die Volumen Verminderung war also zu einem
Drittel dem Verschwinden des Sauerstoffs zuzuschreiben. Mit andern Worten,
Wasser bildet sich aus einem Volumen Sauerstoff und zwei Volumen Wasser
stoff. Diese Tatsache erinnert in ihrer Einfachheit an Daltons Gesetz.
Später bewies Gay-Lussac, daß in allen Fällen, die er der Untersuchung
unterwarf, einfache Raumverhältnisse statt haben. Wenn das Produkt der
Verbindung ein Gas ist, so steht das Volumen dieser Verbindung in einem
einfachen Verhältnis zu den Volumen der Bestandteile. Ammoniak und
Chlorwasserstoff vereinigen sich in gleichen Volumen, Ammoniak und
Kohlensäure je nach Umständen im Volumenverhältnis 2:1 und 1:1, Stick
stoff und Wasserstoff im Verhältnis 1:3, Schwefeldioxyd und Sauerstoff
im Verhältnis 2:1, Kohlenoxyd und Sauerstoff im Verhältnis 2:1. In dem
letzten Falle erfüllt die gebildete Kohlensäure denselben Raum wie vorher
das Kohlenoxyd. Beim Ammoniak ergab die Zerlegung, daß das Volumen
der Verbindung das doppelte von dem Volumen des darin enthaltenen Stick
stoffs und zwei Drittel von dem Volumen des Wasserstoffs ist. Wasser in
Gasform erfüllt denselben Raum wie der eintretende Wasserstoff und den
doppelten wie der eintretende Sauerstoff.
Gay-Lussac zeigte, wie man mit Hilfe seines Gesetzes aus den
bekannten Dichten der elementaren Gase die Dichten ihrer Verbindungen
berechnen kann. Berzelius begriff den Zusammenhang zwischen Gay-
Lus sacs Entdeckung und Daltons Gesetz in seiner ganzen Bedeutung
und schrieb an Dalton die bemerkenswerten Worte (1812): „Sie haben
ganz recht, daß die Theorie der multiplen Proportionen ohne die Atom
hypothese ein Mysterium sein würde, und so weit ich übersehe, tragen alle
bisher gewonnenen Resultate zur Bestätigung dieser Hypothese bei. Aber
ich denke, daß diese Theorie, so wie sie von Ihnen in diesem Augenblick
entwickelt ist, Teile enthält, die etwas verändert werden müßten. So z. B.
der Teil davon, der sie zu der Behauptung führt, daß die Versuche Gay-
Lussacs über die Volumen sich verbindender Gase ungenau sind. Ich hätte
eher gemeint, daß diese Experimente den schönsten Beweis für die Wahr
scheinlichkeit der Atomtheorie abgeben.“
Dalton suchte die Unrichtigkeit von Gay-Lussacs Messungen nach
zuweisen, Berzelius benutzte sie zur Bestimmung der Atomgewichte. Z. B.
nahm Dalton an, daß ein „Atom“ Wasser aus einem Atom Wasserstoff
und einem Atom Sauerstoff besteht, Berzelius dagegen stellte den Satz
auf, daß gleiche Volumen verschiedener Gase gleich viele Atome enthalten.
Da die Verbindungs-Volumen von Wasserstoff und Sauerstoff sich wie 1:2
verhalten, so war das Atom Wasser seiner Ansicht nach aus zwei Atomen
Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff zusammengesetzt, und er schrieb