Full text: Theorien der Chemie

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wickelt, daß die Moleküle durchaus vollkommene Leiter sind. Das mag nun 
vielleicht für die Atome im Molekül gelten, aber nicht für das Molekül selbst, 
denn infolge der raschen Umdrehung der Atome um ihr Gravitationszentrum 
stoßen sie die durchfliegenden fremden Moleküle innerhalb einer Fläche 
zurück, die viel größer als der Querschnitt der Atome ist, und diese Fläche 
muß als der Querschnitt des Moleküls betrachtet werden. Daher dürften die 
Werte von N, die aus Mossottis Hypothese abgeleitet sind, zu hoch sein. 
Ein Wert von etwa 20 • 10 18 erscheint als der wahrscheinlichste. 
Eine andere Methode, die Molekülzahl in einem cm 3 Gas bei 0° C und 
76 cm Druck zu berechnen, geht von der elektrischen Ladung des Atoms 
aus. Diese Ladung ist auf Grund verschiedener theoretischer Überlegungen 
von verschiedenen Autoren berechnet worden, die letzte Bestimmung ihres 
Wertes rührt von Planck 1 ) her und hat 4,69-IO' 10 elektrostatische Ein 
heiten als Ladung des Atoms ergeben. Früher haben wir gesehen, daß die 
Ladung eines Gramms Wasserstoff 96500 Coulomb oder 28950-IO 10 elek 
trostatische Einheiten beträgt. Da ein Gramm Wasserstoff bei 0° C und 
76 cm Druck 11200 cm 3 füllt, so ist die Gesamtladung der Atome in einem 
cm 3 Wasserstoff 2,59-IO 10 elektrostatische Einheiten. Wenn wir diesen 
Wert durch den Wert der Atomladung, 4,69 • 10' 10 dividieren, erhalten wir 
die Anzahl der Atome in einem cm 3 Wasserstoff gleich 55 • 10 18 . Dieser Wert 
ist das Doppelte der Anzahl Moleküle, weil ein Molekül Wasserstoff aus 
zwei Atomen besteht. Wir gelangen so zu einem Werte N = 27,5-IO 18 für 
die Anzahl der Moleküle in einem cm 3 bei 0° C und 76 cm Druck, der mit 
dem oben abgeleiteten Werte von N recht gut übereinstimmt. Auf Grund 
einer ähnlichen Rechnung gibt Sir J. J. Thomson * 2 3 ) einen Wert N = 36 • 10 18 . 
Er ging von der eigentümlichen Erscheinung aus, daß der Wasserdampf 
in einem ionisierten Gase sich an den Ionen kondensiert. Indem er die 
Größe der Tröpfchen aus ihrer Fallgeschwindigkeit berechnete, ermittelte 
er ihre Zahl mit Hilfe der bekannten ausgefällten Dampfmenge. Da die totale 
Ladung der Ionen elektrometrisch bestimmt war, konnte er die Ladung jedes 
Tröpfchens, oder jedes Ions, ermitteln. Diese Ladung wurde als mit der 
Elementarladung identisch angenommen; sie betrug 3,4 • ICH 0 el.st. Einheiten. 
Aus ähnlichen Bestimmungen erhielten Townsend, Wilson sowie Millikan 
und Begeman die wenig abweichenden Werte 3,0-IO' 10 , 3,1-IO' 10 und 
4,06 • 10 _1(! . Rutherford und Geiger 3 ) haben endlich mit Hilfe einer sinn 
reichen Methode direkt die Zahl der aus einem gegebenen Radiumpräparat 
0 Planck, Ann. d. Phys. (4j, 4, 566, 1901. „Vorlesungen über die Theorie 
der Wärmestrahlung“ 1906. S 162. 
2 ) J. J. Thomson, Phil. Mag. (5), 46, 528, 1898. 
3 ) Rutherford und Geiger, Jahrbuch der Ratioaktivität 5, 415, 1908.
	        
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