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wurden die Bewegungen der Partikelchen unter dem Mikroskop gemessen
und gleich 4,6 • IO' 3 cm pr. sek. gefunden. Nach einer Formel von Smolu-
chowski wurde der Wert 4,8 • IO' 3 cmpr. sek. berechnet. Die Bewegung
dieser „Moleküle“ war also von der aus der kinetischen Gastheorie zu
folgernden Größenordnung.
Ein anderer sehr interessanter Versuch wurde von Perrin 1 ) ausgeführt.
Emulsionen von Gummigutta von dem spezifischen Gewicht 1,21 wurden
zentrifugiert und die Größe der dabei erhaltenen sehr feinen Tröpfchen
aus Beobachtungen über ihre Sedimentationsgeschwindigkeit ermittelt. Die
Emulsion wurde in einem 0,12 mm tiefen Gefäß unter ein Mikroskop ge
bracht und nach einigen Stunden die Zahl der Partikelchen im Gesichts
feld in verschiedenen Tiefen beobachtet. Die Anzahl der Partikelchen
nahm mit der Tiefe zu, einmal z. B. im Verhältnis 12:22,6:47:100, was
sehr nahe mit der geometrischen Reihe 11,1:23:48:100 übereinstimmt.
Perrin vergleicht diese Zunahme, bei welcher die beobachteten Schichten
um 0,040 mm voneinander entfernt waren und also eine Zunahme im Ver
hältnis 1:2 einer Tiefe von 0,038 mm entspricht, mit der exponentiellen
Zunahme der Dichte eines Gases, z. B. der Atmosphäre, mit der Tiefe;
bei 22° (der Zimmertemperatur) tritt eine solche im Verhältnis 1:2 in eine
Tiefe von 5980 m ein. Diese beiden Tiefen 5980 m und 0,038 mm stehen
nach der Theorie im Verhältnis der Molekulargewichte. Auf diese Weise
konnte Perrin aus dem Gewicht der Partikelchen dasjenige der Luft
moleküle berechnen. Die verschiedenen Messungen geben recht verschie
dene Resultate. Aus einem Mittelwert der Versuchsdaten berechnet Perrin,
die Anzahl Moleküle in einem Mol gleich 70,5-IO 22 , während nach Ruther
ford und Geiger sowohl wie nach Planck diese Zahl 22410 • 27,5 • 10 18 =
61,6-IO 22 beträgt, eine jedenfalls sehr beachtenswerte Übereinstimmung.
Nachdem die atomistische Auffassung so großen Erfolg in der Auf
fassung der Materie und der Elektrizität gehabt hat, ist Planck 2 ) noch
einen Schritt weiter gegangen und hat eine Theorie der Wärmestrahlung
aufgestellt, wonach auch die Energie aus unteilbaren Einheiten besteht,
deren Größe jedoch von der Wellenlänge der Strahlung abhängt. Diese
Ansicht hat eine bedeutende Stütze in Beobachtungen von Stark 3 ), bei
dessen Untersuchung über Kanalstrahlen, erhalten. Aus dem Spektrum
dieser Strahlen scheint hervorzugehen, daß sie erst dann Licht (von der
untersuchten Wellenlänge) aussandten, wenn sie eine gewisse Geschwindig
keit erreicht hatten, also eine gewisse Energie besaßen. Enthielten sie eine 1 * 3
1) J. Perrin, Comptes Rendus 146, 967, 1908, 147, 530, 594, 1908.
2 ) Planck, Vorlesungen S. 148.
3) Stark, Phys. Zeitschr. 8, 913, 1907. 9, 767, 1908.