Full text: Theorien der Chemie

135 
wurden die Bewegungen der Partikelchen unter dem Mikroskop gemessen 
und gleich 4,6 • IO' 3 cm pr. sek. gefunden. Nach einer Formel von Smolu- 
chowski wurde der Wert 4,8 • IO' 3 cmpr. sek. berechnet. Die Bewegung 
dieser „Moleküle“ war also von der aus der kinetischen Gastheorie zu 
folgernden Größenordnung. 
Ein anderer sehr interessanter Versuch wurde von Perrin 1 ) ausgeführt. 
Emulsionen von Gummigutta von dem spezifischen Gewicht 1,21 wurden 
zentrifugiert und die Größe der dabei erhaltenen sehr feinen Tröpfchen 
aus Beobachtungen über ihre Sedimentationsgeschwindigkeit ermittelt. Die 
Emulsion wurde in einem 0,12 mm tiefen Gefäß unter ein Mikroskop ge 
bracht und nach einigen Stunden die Zahl der Partikelchen im Gesichts 
feld in verschiedenen Tiefen beobachtet. Die Anzahl der Partikelchen 
nahm mit der Tiefe zu, einmal z. B. im Verhältnis 12:22,6:47:100, was 
sehr nahe mit der geometrischen Reihe 11,1:23:48:100 übereinstimmt. 
Perrin vergleicht diese Zunahme, bei welcher die beobachteten Schichten 
um 0,040 mm voneinander entfernt waren und also eine Zunahme im Ver 
hältnis 1:2 einer Tiefe von 0,038 mm entspricht, mit der exponentiellen 
Zunahme der Dichte eines Gases, z. B. der Atmosphäre, mit der Tiefe; 
bei 22° (der Zimmertemperatur) tritt eine solche im Verhältnis 1:2 in eine 
Tiefe von 5980 m ein. Diese beiden Tiefen 5980 m und 0,038 mm stehen 
nach der Theorie im Verhältnis der Molekulargewichte. Auf diese Weise 
konnte Perrin aus dem Gewicht der Partikelchen dasjenige der Luft 
moleküle berechnen. Die verschiedenen Messungen geben recht verschie 
dene Resultate. Aus einem Mittelwert der Versuchsdaten berechnet Perrin, 
die Anzahl Moleküle in einem Mol gleich 70,5-IO 22 , während nach Ruther 
ford und Geiger sowohl wie nach Planck diese Zahl 22410 • 27,5 • 10 18 = 
61,6-IO 22 beträgt, eine jedenfalls sehr beachtenswerte Übereinstimmung. 
Nachdem die atomistische Auffassung so großen Erfolg in der Auf 
fassung der Materie und der Elektrizität gehabt hat, ist Planck 2 ) noch 
einen Schritt weiter gegangen und hat eine Theorie der Wärmestrahlung 
aufgestellt, wonach auch die Energie aus unteilbaren Einheiten besteht, 
deren Größe jedoch von der Wellenlänge der Strahlung abhängt. Diese 
Ansicht hat eine bedeutende Stütze in Beobachtungen von Stark 3 ), bei 
dessen Untersuchung über Kanalstrahlen, erhalten. Aus dem Spektrum 
dieser Strahlen scheint hervorzugehen, daß sie erst dann Licht (von der 
untersuchten Wellenlänge) aussandten, wenn sie eine gewisse Geschwindig 
keit erreicht hatten, also eine gewisse Energie besaßen. Enthielten sie eine 1 * 3 
1) J. Perrin, Comptes Rendus 146, 967, 1908, 147, 530, 594, 1908. 
2 ) Planck, Vorlesungen S. 148. 
3) Stark, Phys. Zeitschr. 8, 913, 1907. 9, 767, 1908.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.