Full text: Theorien der Chemie

auch bei niederer Temperatur unter Zusatz einer Säure. Solche Prozesse, 
die den Zusatz eines chemischen Reagenzes erfordern, das notwendig ist, 
damit der Prozeß verläuft (bei niederer Temperatur wenigstens), aber bei 
der Reaktion nicht verbraucht wird, heißen nach Berzelius katalytische 
Prozesse. In diesem Falle ist das katalysierende Reagenz die Säure. 
Wilhelmy nahm an, daß die in der Zeiteinheit bei konstanter Tempe 
ratur umgesetzte Menge proportional der in der Lösung vorhandenen Rohr 
zuckermenge ist. Wenn die Zeit durch t bezeichnet wird, und die um 
gesetzte Menge Rohrzucker durch x, so ist die Reaktionsgeschwindigkeit 
—. Diese ist nach Wilhelmy proportional der Menge noch vor 
handenen Rohrzuckers, die durch A—x dargestellt werden kann, wenn A 
die im Anfang vorhandene Rohrzuckermenge bedeutet. Das ergibt die Formel 
- I^= K ( A - x >- 
wo K die Geschwindigkeitskonstante der Reaktion heißt. Integriert ist 
log A—log (A—x) = Kj. t, 
wo K 4 onoc K, wenn wir gewöhnliche Logarithmen benutzen. Wil- 
helmy fand diese Gleichung durch seine Versuchsresultate bestätigt, wie 
folgendes Beispiel zeigt, das eine Versuchsreihe mit Salpetersäure bei 
15° C darstellt. 
A (in Minuten) 
A-x 
0 
65,45 
45 
56,95 
90 
49,45 
150 
40,70 
210 
33,70 
270 
26,95 
1 A 
lc «A-x 
K ‘- Sa 
0,0605 
0,00134 
0,1217 
0,00135 
0,1981 
0,00132 
0,2880 
0,00137 
0,3851 
0,00142 
(A—x) wurde proportional dem in der Beobachtungszeit gefundenen 
Drehungswinkel gesetzt, vermindert um den Drehungswinkel am Schluß 
der Reaktion. Wilhelmy konstatierte auch einen großen Einfluß der 
Temperatur auf die Reaktionsgeschwindigkeit. Er studierte HCl, H 2 S0 4 , 
HN0 3 und H 3 P0 4 . 
Nach Wilhelmy sind viele derartige Versuche über eine große An 
zahl von Reaktionen ausgeführt worden und das Wilhelmy sehe Gesetz ist 
dabei vollkommen bestätigt worden, besonders von Ostwald, der auch 
die Hydrolyse des Methylacetats durch verschiedene Säuren untersuchte.
	        
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