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sind wir in den Besitz einer großen Anzahl von Daten gelangt, die sich
auf die relativen Aviditäten der Säuren und Basen beziehen.
Die Diskussion dieser Daten wird später bei der Besprechung der
Theorie der elektrolytischen Dissoziation ihre geeignete Stelle finden.
Hier mag die Angabe genügen, daß nach diesen Bestimmungen die che
mischen Gleichgewichte, die in den betreffenden Lösungen sich einstellen,
die Theorie von Guldberg und Waage erfüllen.
Das klassische Beispiel des Gleichgewichts in homogener Lösung
ist das schon erwähnte, von Berthelot und Pean de St. Gilles stu
dierte Gleichgewicht bei der Esterbildung. Sie hatten wie erwähnt ge
funden, daß zwischen einem Grammolekül Essigsäure und einem Gramm
molekül Äthylalkohol Gleichgewicht dann eintritt, wenn sie zu zwei Dritteln
in Ester und Wasser übergegangen sind. Das entspricht der Gleichge
wichtsformel.
4 (p—x) (1—x) == x 2 .
Darin ist p die Zahl der angewandten Grammoleküle Alkohol, die an
gewandte Menge Essigsäure ist ein Grammolekül, und x ist die Anzahl
umgesetzter Grammoleküle. Ist p = 1, so tritt Gleichgewicht ein, wenn
2 I
x == g und p—x = 1—x = y, welche Werte der Gleichung offenbar genügen.
Im Jahre 1877 berechnete van’t Hoff 1 ) x mit Hilfe dieser
Gleichung für verschiedene Werte von p, und verglich seine Resultate mit
den Versuchsresultaten von Berthelot und Pean de St. Gilles.
Die berechneten Werte, die er so fand, sind in der folgenden Tabelle mit den
beobachteten und den entsprechenden Werten von p zusammengestellt
p
x beob.
x berechn.
P
x beob.
x berechn.
0,05
0,05
0,049
1,5
0,792
0,785
0,18
0,171
0,171
2
0,855
0,845
0,28
0,226
0,232
3
0,89
0,902
0,33
0,293
0,311
4
0,90
0,93
0,50
0,422
0,423
8
0,97
0,95
0,67
0,533
0,528
12
0,93
0,98
1,0
0,670
0,667
19
0,95
0,99
Abgesehen von den letzten Zahlen ist die Übereinstimmung zwischen
beobachteten und berechneten Werten gut, und im allgemeinen können diese
Daten als eine gute Bestätigung des Guldberg-Waageschen Gesetzes
gelten.
Ü van’t Hoff, Ber. d. deutsch, chem. Ges. 10 , 669, 1877.