Full text: Theorien der Chemie

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Körper der stabilste ist. Dies ist in der Tat oft nötig für den Körper, 
denn im allgemeinen sind Eiweißkörper, die von einer Tierart stammen, für 
das Blut einer andern Tierart giftig, obgleich die gewöhnliche chemische 
Analyse meistens keinen Unterschied zwischen den analogen Eiweißkörpern 
der beiden Tierarten nachweisen kann. Eine solche Eiweißsynthese (Pro 
tamin) ist durch Taylor mit Benutzung von Trypsin ausgeführt worden 1 ). 
Er hat auch ein Fett, oleinsaures Glyzerin, mit Hilfe von Lipase aus 
Rizinussamen synthetisiert. 
Ein ähnlicher Fall ist die Zerlegung von Maltose durch das Ferment 
Maltase. Aus den Zerfallprodukten bildet sich bei Einwirkung von Mal- 
tase ein mit Maltose isomerer Körper, die s. g. Isomaltose * 2 ). Diese Syn 
these war die erste einer Zuckerart. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei 
Milchzucker (Fischer und Armstrong) und dies scheint der typische Fall 
zu sein, sobald Isomerien Vorkommen, was beispielsweise bei den Estern 
und Fetten nicht zutrifft. 
Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt im allgemeinen stark mit der 
Temperatur zu, meistens etwa im Verhältnis 1 zu 2 oder 1 zu 3, wenn die 
Temperatur um 10 0 C steigt. Es gibt aber Fälle, wo diese Zunahme viel 
größer ist; besonders kommt dies bei dem Zerfall der Blutgifte vor — 
Madsen und Famulener fanden 3 ) bei einem Hämolysin aus Ziegenblut 
serum die Zunahme der Zerfallkonstante bei einer Temperaturzunahme von 
nur 1° C im Verhältnis 1 zu 2.6. In anderen Fällen ist die Zunahme viel 
geringer, besonders bei Gasreaktionen. So z. B. wächst die Geschwindig 
keitskonstante nur im Verhältnis 1 zu 1,2 für 10° bei dem Zerfall 
von Phosphorwasserstoff, PH 3 , oder Arsenwasserstoff, AsH 3 4 ), 1 zu 1,7 
bei dem Zerfall von Jodwasserstoff, HJ, 1 zu 1,5 bzw. 1,31 bei der Bildung 
von Schwefelwasserstoff, H 2 S, und Wasser, H 2 0, aus ihren Elementen, 1 zu 
1,41 bei der Umwandlung von Kohlenoxyd in Kohlenstoff und Kohlensäure. 
Wie schon oben gesagt, sind die Geschwindigkeiten der Umwandlungen 
der radioaktiven Elemente von der Temperatur unabhängig. Dies deutet an, 
daß die Molekularbewegungen nicht imstande sind, den Zusammenhang der 
x ) Taylor, Univ. of California Publ. Pathology 1, 343, 1907. Robertson, 
ebenda 3, 59, 1907 synthetisierte Paranuclein mit Hilfe von PeDsin. 
2) Hill, Journ. chem. Soc. 73, 643, 1898. 
3 ) Vgl. Arrhenius, Immunochemie S. 31, 1907. 
4 ) Vgl. van’t Hoff, Vorlesungen über theoretische und physikalische 
Chemie, 2. Aufl. I. 225, 1901. Bodenstein, Zeitschr. f. phys. Ch. 29, 295, 315 
und 666, 1899, Smits und Wolf, Zeitschr. f. phys. Ch. 45, 199, 1903. Die 
geringe Zunahme der Geschwindigkeit hängt ohne Zweifel mit den hohen 
Temperaturen, bei welchen diese Versuche ausgeführt wurden, zusammen.
	        
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