Full text: Theorien der Chemie

Wie aus der Tabelle zu sehen ist, wachsen die relativen Dampf 
spannungswerte der beiden Salze Na 2 HP0 4 12H 2 0 und Na 2 HP0 4 7H 2 0, ver 
glichen mit dem des reinen Wassers, stetig mit der Temperatur. Bei etwa 
a b 
52° C würde—den Wert 1 erreichen und bei etwa 65° C würde— ihn er- 
c c 
reichen. Bei höheren Temperaturen würden^-(von 52° an) und—(von 65° 
an) größer als 1 sein, d. h. die Salze hätten eine größere Dampfspannung 
als Wasser. Brächten wir daher bei Temperaturen über 52° einen 
Na 2 HP0 4 12H 2 0-Kristall und einen Wassertropfen nahe aneinander, aber 
ohne daß sie sich berührten, so würde Wasser vom Kristall, wo sein Dampf 
druck größer ist, hinüber zum Wassertropfen destillieren, wo er niedriger 
ist. Mit anderen Worten, die Kristalle Na 2 HP0 4 12H 2 0 wären über 52° C 
nicht mehr stabil, sondern müßten unter Wasserverlust in Na 2 HP0 4 7H 2 0 
übergehen. (In Wirklichkeit schmelzen sie schon bei 35° C nach Tilden.) 
Ebenso sind die Kristalle des Salzes Na 2 HP0 4 7H 2 0 nur bis 65° C beständig, 
während oberhalb dieser Temperatur nur das wasserfreie Na 2 HP0 4 stabil ist. 
Dies ist eine allgemeine Eigentümlichkeit der kristallwasserhaltigen 
Salze. Bei Temperatursteigerung geben sie Feuchtigkeit ab und gehen in 
Verbindungen mit weniger Kristallwasser über, bis schließlich das wasser 
freie Salz zurückbleibt. Manchmal wird dieser einfache Vorgang dadurch 
komplizierter, daß die Kristalle schmelzen. 
Dies ist nur ein besonderer Fall des Gleichgewichts in „kondensierten 
Systemen“. So bezeichnet van’t Hoff Systeme, in denen Lösungen oder 
Gasgemische nur eine unbeträchtliche Rolle spielen. Ein solches System ist: 
Na 2 S0 4 10H 2 0 + MgS0 4 7H 2 0 ^ Na 2 Mg(S0 4 ) 2 4H 2 0 + 13H 3 0 
krist. Glaubersalz krist. Bittersalz krist. Astrakanit Wasser 
Dieses System hat bei 21,5° C einen sogenannten Übergangspunkt. 
Unterhalb dieser Temperatur können Glaubersalz und Bittersalz neben ihrer 
gesättigten Lösung in Wasser zugleich existieren, bei höherer Temperatur 
verwandeln sie sich in Astrakanit und Wasser. 
Das einfachste solche kondensierte System ist das Gleichgewicht 
zwischen Wasser und Eis. Eis ist unterhalb 0° C stabil, flüssiges Wasser 
oberhalb dieser Temperatur, beides bei gewöhnlichem Druck. Daraus 
schließen wir, daß bei Temperaturen unter 0° C der Dampfdruck über Eis 
niedriger ist als über Wasser, und daß bei höheren Temperaturen das 
Gegenteil eintreten müßte — was aber nicht nachgeprüft werden kann, 
da es uns nicht gelungen ist, was Carnelley einst erreicht zu haben glaubte, 
Eis über 0° C zu erwärmen. Folgende Zahlen geben den Dampfdruck über
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.