Full text: Theorien der Chemie

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wo dt die Erniedrigung des Gefrierpunktes in Celsiusgraden darstellt, und 
n die Anzahl Gramm-Moleküle ist, die in 100 g des Lösungsmittels gelöst 
sind. Bei Wasser erhielt er keine gute Übereinstimmung zwischen seiner 
Gleichung und den Versuchen. Van’t Hoff zeigte 1885, daß Raoults 
Gleichung nicht richtig ist. 
Weiter hatte Raoult 1 ) gefunden, daß der Dampfdruck p eines 
Lösungsmittels auf p! sinkt, wenn ein Gramm-Molekül einer nicht flüchtigen 
Substanz in N Gramm-Molekülen des Lösungsmittels gelöst wird. Diese 
Größen sind durch folgendes einfaches Gesetz miteinander verbunden: 
P—Pi _ * 
p N 
Dieses Gesetz erwies sich später als exakt; seine große Einfachheit 
hatte es ermöglicht, daß Raoult es auf rein experimentellem Wege fand. 
Guldberg * 2 ) hatte schon 1870 mit thermodynamischen Überlegungen 
die Beziehung zwischen der Erniedrigung der Dampfspannung und des 
Gefrierpunktes sowie der Erhöhung des Siedepunktes abgeleitet. Wenn 
Raoult Guldbergs Arbeit gekannt hätte, so wäre es ihm möglich ge 
wesen, das richtige Gesetz für den Gefrierpunkt abzuleiten. Da er aber 
mit der vorausgegangenen theoretischen Forschung unbekannt war, stellte 
er nur fest, daß eine Proportionalität zwischen den zwei Erniedrigungen 
besteht. (1878). Später fand er auch eine Proportionalität zwischen diesen 
Erniedrigungen und der Erhöhung des Siedepunktes eines Lösungsmittels, 
die durch die Auflösung einer nicht flüchtigen Substanz hervorgebracht wird. 
Schließlich hatten die Pflanzen-Physiologen die Aufmerksamkeit 
auf die Fähigkeit der Zellen gelenkt, reines Wasser aus einer umgebenden 
schwachen Salzlösung aufzusaugen. Wenn die Lösung einen bestimmten 
Konzentrationsgrad erreicht, so tritt Gleichgewicht ein und kein Wasser 
wandert in die Zellen hinein. Die Lösung und der Zellinhalt werden dann 
als untereinander „isotonisch“ bezeichnet. Wenn die Lösung noch kon 
zentrierter ist, so tritt Wasser aus der Zelle in die Lösung, das Protoplasma 
zieht sich zusammen und füllt die umgebende Zellwand nicht mehr aus 
(s. Fig. 19 A, B und C). Diese Erscheinungen können unter dem Mikro 
skop verfolgt werden, besonders gut wenn das Protoplasma mit einem Farb 
stoff wie z. B. Methylviolett gefärbt ist. 
De Vries 3 ), der diese Vorgänge untersuchte, fand, daß eine be 
stimmte Zelle isotonisch mit Lösungen ist, die im Liter die gleiche Zahl 
D Raoult, C. r. 103, 1125, 1885. 104, 976 u. 1430, 1887. 
2 ) Guldberg, C. r. 70, 1349, 1870. Forhandliuger i Videnskabs-Selskabet. 
i Christiania 1870 ll.Feb. u. 25. März S. 1—43. Neudruck in Ostwalds Klassiker. 
No. 139, S. 55 und 59. 1908. 
3 ) De Vries, Pringsheims Jahrb. 14, 427,1884. Ztschr.f. phys.Ch. 2,415,1888.
	        
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