Full text: Theorien der Chemie

182 
Weise folgern, daß auch alle gelösten Moleküle in verdünnten Lösungen 
im Mittel genau dieselbe lebendige Kraft, wie die Gasmoleküle bei der 
selben Temperatur haben. Da die gelösten Moleküle mit denjenigen des 
Lösungsmittels Zusammenstößen und ihre lebendige Kraft mit diesen aus- 
gleichen, so folgt weiter, daß alle Moleküle bei derselben Temperatur dieselbe 
mittlere Bewegungsenergie besitzen, welche der absoluten Temperatur pro 
portional zunimmt. Dies gilt auch für feste Lösungen also für feste Körper 
überhaupt. 
Wir wollen uns jetzt einem für die Bestimmung der Atomgewichte 
äußerst wichtigen Gesetze zuwenden, dem Dulong und Petitschen Ge 
setze, auf das durch die Annahme, daß alle Moleküle, auch diejenigen 
der festen Körper, eine gleiche Bewegungsenergie besitzen, Licht ge 
worfen wird. Die beiden französischen Forscher, deren Namen das Ge 
setz trägt, haben (1819) gefunden, daß das Produkt aus Atomgewicht und 
spezifischer Wärme — die sogenannte Atomwärme — für alle Elemente 
nahezu gleich ist, und etwa 6,4 beträgt. Einige auffallende Ausnahmen 
von dieser Regel, vor allem Kohlenstoff, Silizium und Beryllium, hat 
Weber 1 ) näher untersucht und dabei für Kohle folgende Werte bei ver 
schiedenen Temperaturen gefunden. 
Temperatur 
0 C. C p für Diamant. Temperatur 0 C. 
C p für Grs 
- 50 
0,0635 
— 50 
0,1138 
+ 10 
0,1128 
+ 10 
0,1604 
85 
0,1765 
61 
0,1990 
250 
0,3026 
250 
0,3250 
606 
0,4408 
641 
0,4454 
985 
0,4589 
978 
0,4670 
Die spezifische Wärme steigt stark mit der Temperatur, aber an 
fangs viel schneller als später, so daß es scheint, als ob sie einem Grenz 
werte — etwa 0,5 — sich näherte, welcher für beide Kohlenarten gleich ist. 
Die Atomwärme würde also für Diamant von etwa 0,75 bei —50 bis auf 6,0 
und für Graphit von etwa 1,37 bei —50 auf 6,0 bei hoher Temperatur zu 
nehmen. Ähnliche aber geringere Zunahmen kommen bei Bor, Silizium (nach 
Weber) und Beryllium (nach Nilson und Petterson 1 2 ) vor. Man könnte 
danach meinen, daß bei hoher Temperatur vielleicht die Atomwärme für 
alle Körper gleich würde. Dies scheint aber nicht zuzutreffen, denn auch 
die Atomwärme anderer Körper nimmt mit der Temperatur beträchtlich 
1 ) H.F. Weber, Poggend. Ann. 154, 367, 1875. 
2 ) Nilson und Pettersson, Ber. d. deutschen chem. Ges. 13, 1451, 1880.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.