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diese Gesetze auch auf Lösungen anwendbar, es war daher naheliegend,
zu versuchen, ob sich auch das Dissoziations-Gleichgewicht zwischen den
undissozierten Molekülen eines Elektrolyten und seinen Ionen so berechnen
läßt. Ostwald 1 ) fand, daß viele Säuren die Forderungen der Theorie sehr
+ —
annähernd erfüllen, so daß die Säure HA mit den beiden Ionen H und A
folgender Gleichung gehorcht. _|_ _
Konz, von HA = Konst. (Konz, von HX Konz, von A).
Als Beispiel mögen einige Zahlen von van’t Hoff * 2 ) angeführt werden, die
für Essigsäure bei 14,1° C gelten. In der Tabelle bedeutet v das Volumen,
in dem ein Gramm-Molekül (60 g) Essigsäure gelöst ist, a ist der dissozierte
Anteil in Prozenten, berechnet aus der Leitfähigkeit (vgl. S. 184), aber
ist dieselbe Menge, nach der letzten Gleichung berechnet, in der K gleich
17,8 • IO -6 gesetzt ist. Die Konzentration der beiden Ionen H und CH 3 C0 2 ist
hier offenbar gleich.
V
100 a
100 a ber
0,994
0,402
0,42
2,02
0,614
0,60
15,9
1,66
1,67
18,9
1,78
1,78
1500
14,7
15,0
3010
20,5
20,2
7480
30,1
30,5
15000
40,8
40,1
00
100
100
Tatsächlich haben die Gesetze des Gleichgewichtes in diesem Zweig
der Wissenschaft eine viel weitere und bessere Anwendung gefunden, als
im Gebiet der Gase.
Die schwachen Basen, z. B. Ammoniak und seine Derivate, verhalten
sich ebenso, wie Bredig 3 ) gezeigt hat. Aber die am stärksten dissoziierten
Stoffe, Salze, starke Säuren und Basen, verhalten sich bei weitem nicht
so regelmäßig. Es ist kein Zweifel, daß sie bei sehr großer Verdünnung
den Gasgesetzen gehorchen, aber schon in 0,01-normalen Lösungen zeigen
sich Abweichungen von den einfachen Gesetzen, die dadurch ihren prak
tischen Wert für die Berechnung verlieren.
D Ostwald, Z. f. phvs. Ch. 2, 36, 1888.
2 ) van’t Hoff und Reicher, Z. f. phys. Ch. 2, 779, 1888.
3 ) Bredig, Z. f. phys. Ch. 13, 289, 1894.