196
Ameisensäure
99
Essigsäure
99
: Propionsäure
: Glykolsäure
: Buttersäure
: Isobuttersäure
0,81 : 0,19
0,44 : 0,56
0,53 : 0,47
0,53 : 0,47
0,80 : 0,20
0,53 : 0,47
0,54 : 0,46
0,54 : 0,46
Die Theorie führt zu dem Ergebnis, daß die Aviditäten zweier Säuren
nahezu im selben Verhältnis zueinander stehen müssen, wie ihre Leitfähig
keiten bei gleichem Verdünnungsgrad.
Beim Gleichgewicht können feste Stoffe ausfallen; wenn das der Fall
ist, so beziehen wir nur die gelösten Anteile in unsere Betrachtung ein.
(Vgl. S. 148.) Es wird das z. B. dann geschehen, wenn eines der undisso-
ziierten Salze sehr wenig löslich ist, wie Silberchlorid. (Vgl. S. 190.) Van’t
Hoff 1 ), Nernst 1 2 ), Noyes 3 ) und andere haben diese Frage untersucht und
Übereinstimmung zwischen den Voraussagungen der Theorie und dem Ver
such gefunden.
Im Haushalt der Natur ist der wichtigste Elektrolyt das Wasser, das
sowohl als eine sehr schwache Säure betrachtet werden kann, denn es ent
hält H-Ionen, wie auch als eine sehr schwache Base, denn es enthält OH-
Ionen. Infolgedessen verdrängt es sowohl schwache Säuren wie schwache
Basen teilweise aus ihren Salzen, eine Erscheinung, die als Hydrolyse
bezeichnet wird. Im Meereswasser sind Karbonate partiell hydrolysiert, in
den Flüssigkeiten des tierischen Körpers Karbonate, Phosphate und Albu
minate, im Wasser der Flüsse, das den Erdboden ausgewaschen hat, sowie im
Magma der inneren Erdschichten, Karbonate und Silikate. Diese interessanten
Fragen sind von Bodländer 4 ), Sjöqvist 5 ), mir 6 ) und anderen untersucht
worden, wobei die Begriffe der elektrolytischen Dissoziations-Theorie mit
vielem Nutzen zu ihrer Aufklärung angewandt wurden.
Die Salze starker Säuren und starker Basen sind praktisch gar nicht
hydrolysiert. In stark verdünnten Lösungen sind die starken Säuren vom
Typus HA praktisch vollkommen in ihre Ionen H und A gespalten, ebenso die
starken Basen XOH praktisch vollkommen in die Ionen X und OH. Wenn
eine sehr verdünnte starke Säure mit der äquivalenten Menge einen sehr
verdünnten starken Base gemischt wird, so gilt folgende Keaktionsgleichung:
+ -+ — + -
H + A + X + OH = X + A + H 2 0.
1 ) van’t Hoff u. Reicher, Z. f. phys. Ch. 3, 484, 1889.
2 ) Nernst, Z. f. phys. Ch. 4, 372, 1889. !
3 ) Noyes, Z. f. phys. Ch. Jahrgänge 1890—1895.
4 ) BÖdländer, Z. f. phys. Ch. 7, 358, 1891.
5 ) Sjöqvist, Skand. Archiv f. Physiologie 5, 317, 1895.
6 ) Arrhenius, Z. f. phys. Ch. 5, 19, 1890. 13, 407, 1894.