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Die beiden Symbole X und A stellen zusammen das Salz dar, das bei
starker Verdünnung vollständig dissoziiert ist. Die Neutralisation einer
starken Säure mit einer starken Base besteht also in der Bildung von Wasser
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aus seinen Teilionen H und OH. Der Prozeß ist von der Natur der ange
wandten Säure und Base unabhängig, daher entwickelt sich bei der Neutrali
sation starker Säuren mit starken Basen immer dieselbe Wärmemenge von
13500 cal. bei 18° C, wie Jul. Thomsen 1 ) gefunden hat. Dieses wichtige
Gesetz der Thermochemie hat durch die Theorie der elektrolytischen Disso
ziation seine Erklärung gefunden.
Wenn die Säure und Base, die zur Neutralisation gedient haben, nicht
vollständig dissoziiert sind, so ist die Neutralisationswärme gleich der
Bildungswärme des Wassers (13500 cal. bei 18° C), vermindert um die
Wärmemenge, die verbraucht wird, um den undissoziierten Anteil der Säure
und Base zu dissoziieren. Diese Wärmemenge kann mit Hilfe der S. 156
gegebenen Formel, die van’t Hoff abgeleitet hat, aus der Veränderung be
rechnet werden, die die elektrische Leitfähigkeit der wässerigen Lösung
der Base und Säure mit der Temperatur erleidet. Ich führte die nötigen
Messungen aus 2 ), und berechnete danach die Neutralisationswärme ver
schiedener Säuren mit Natriumhydroxyd. Die so berechneten Werte ver
glich ich mit Jul. Thomsens bei 21,5° C beobachteten Werten. Die Ver
gleichung ergab:
N eutralisations wärme
beobachtet
berechnet
Chlorwasserstoff-Säure
13447
13740
Bromwasserstoff- „
13525
13750
Salpeter- „
13550
13680
Essig-
13263
13400
Propion- „
13598
13480
Butter- „
13957
13800
Bernstein- „
12430
12400
Dichloressig- „
14930
14830
Phosphor- „
14959
14830
Unterphosphorige „
15409
15160
Fluorwasserstoff- „
16320
16270