Full text: Theorien der Chemie

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die Diffusion beobachtet und die Konstanten für die beiden Konzentrationen 
zu 2,50 und 3,51 gefunden. Salzsäure in reinem Wasser hätte 2,09 ergeben; 
die berechneten Werte sind 2,43 und 3,47. In derselben Weise wurde das 
untere Viertel des Gefäßes mit 0,54 nNaOH gefüllt, und ihre Diffusion be 
obachtet, wobei als Lösungsmittel reines Wasser, 0,067-normale NaCl-Lösung 
und 0,25 normale NaCl-Lösung dienten. Es ergaben sich bei 12° C folgende 
Diffusionskonstanten für die Base (eigentlich für das OH-Ion): 1,15, 1,51 
und 1,90, während die berechneten Zahlen waren: 1,15, 1,50 und 2,00. 
Eine große Zahl (25) anderer Versuche, mit verschiedenen Konzentrationen 
von Salzsäure, Salpetersäure, Natrium- und Kaliumhydroxid, in verschiedenen 
Salzlösungen, gaben alle dasselbe Resultat, nämlich: Die Diffusions-Kon 
stante nimmt zu, nahezu quantitativ der Theorie gemäß, und im entgegen 
gesetzten Sinne, als zu erwarten wäre, wenn die diffundierte Substanz nicht 
elektrolytisch dissoziiert wäre. 
Das Studium der elektromotorischen Kräfte zwischen Elektrolyten mit 
Hilfe der Nernstschen Theorie, die auf die modernen Anschauungen ge 
gründet ist, hat zum erstenmal zu einer mechanischen Erklärung des Vor 
gangs geführt, der die elektromotorische Kraft erzeugt. 
Nernst führt hier den auf van’t Hoffs Theorie begründeten Begriff 
des „Lösungsdruckes“ ein. Dieser Druck ist ein Maß für das Bestreben 
eines Körpers in Lösung zu gehen, gerade wie der Dampfdruck des ge 
sättigten Dampfes einer Flüssigkeit das Bestreben dieser Flüssigkeit in den 
Gaszustand überzugehen mißt. Die Wirkungsweise des Daniellschen 
Elementes wird danach folgendermaßen dargestellt: Das Zinkion hat einen 
viel größeren Lösungsdruck als das Kupferion. Wenn in dem Daniellschen 
Element Zink in Ionenformen in die Lösung hineintritt unter gleichzeitiger 
Ausscheidung des Kupferions, wird das größere Bestreben des Zinkes Ionen 
zu bilden auf Kosten der geringeren Ionisierungstendenz des Kupfers be 
friedigt. Dabei geht positive Elektrizität vom Zink durch die Flüssigkeit 
zum Kupfer und fließt von da durch eine Metallverbindung zum Zinkpol 
zurück. Dieser elektrische Strom kann zur Ausführung von Arbeit benutzt 
werden, welche Arbeit der Verwirklichung des Bestrebens der Zinkionen, 
Kupferionen aus der Lösung auszutreiben entnommen ist. Die mechanische 
Analogie ist die folgende: Zwei Gefäße, das eine Äthyläther, das andere 
Wasser enthaltend, sind durch eine zylindrische Röhre verbunden, in welchem 
ein Kolben sich luftdicht verschieben kann. Es seien alle fremden Gase aus 
den Gefäßen und dem Rohre entfernt. Zufolge des größeren Dampfdruckes 
des Äthers verschiebt sich der Kolben, so daß der Ätherdampf einen 
größeren, der Wasserdampf einen verringerten Raum einnimmt. Das größere 
Bestreben des Äthers verglichen mit demjenigen des Wassers, in Gasform
	        
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