Full text: Theorien der Chemie

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hat nichts mit Naturwissenschaft zu tun, und es ist genügend, sie erwähnt 
zu haben. 
Ebenso wie Empedokles die Hypothese ausgesprochen hat, die 
später durch Lavoisiers quantitative Untersuchungen zu einer Theorie 
entwickelt wurde, so hatte die Daltonsche Theorie der multiplen Pro 
portionen einen Vorläufer in der Hypothese des Philosophen Demokritos. 
Dieser merkwürdige Mann sprach die Meinung aus, daß die Körper aus 
unbestimmbar kleinen, unteilbaren Partikeln aufgebaut sind, die er Atome 
nannte. Sie unterscheiden sich durch ihre Form und Größe und geben 
auch verschiedene Produkte durch ihre verschiedene Aneinanderlagerung. 
Diese kühne Konzeption blieb an 2300 Jahre im hypothetischen Zustand, 
da keine quantitativen Schlüsse daraus gezogen wurden, bis zum Auftreten 
Daltons. Es scheint, als ob die Idee von Demokritos mehr Anhänger 
gefunden hat als die einfacher aussehende Idee, nach der alles endlos ge 
teilt werden kann, und die von den meisten rein philosophischen Forschern 
vorgezogen wurde. 
Die atomistische Hypothese von Demokritos wurde um das Jahr 1650 
von dem Physiker Gassendi zu neuem Leben erweckt. Sie wurde dann 
auch von so hervorragenden Autoritäten der Physik und Chemie wie Newton 
und Boyle angenommen. Boyle hat das große Verdienst, dem Begriff 
„Element“ einen exakteren Sinn gegeben zu haben, der dem heutigen fast 
genau entspricht und einen großen Vorzug vor dem schwebenden antiken 
Begriff hat, wie er sich in Aristoteles’ Werken findet. Boyle unterzog 
die Ansichten des Aristoteles und der Alchimisten einer Kritik und zeigte, 
daß nur die unteilbaren Bestandteile der Materie Elemente genannt werden 
dürften, nicht aber z. B. ihre veränderlichen Eigenschaften. Nach Boy 1 es. 
Ansicht bestehen diese Elemente aus winzigen Partikeln, die einander an- 
ziehen und durch Vereinigung die verschiedenen chemischen Verbindungen 
bilden. 
In der Geschichte der Chemie spielten die Körper, die wir Säuren, 
Basen und Salze nennen, immer eine sehr wichtige Rolle. Diese Körper 
reagieren regelmäßiger als andere Stoffe, und bei den Reaktionen bilden 
sich gewöhnlich andere Körper derselben Klasse. Daher gehörten diese 
Substanzen, die in der anorganischen Natur häufig anzutreffen sind oder 
leicht aus Naturprodukten gewonnen werden können, zu den ersten, die 
chemisch erforscht wurden. Richter studierte 1 ) die Gesetze, nach denen 
sich Säuren und Basen neutralisieren, wobei sich Salze bilden. Er fand, daß 
sich die Säuren und Basen stets in konstanten, sogenannten „stöchio 
1 ) Anfaugsgründe der Stöchyometrie oder Messkunst chymischer Elemente 
Breslau 1792—1794.
	        
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