Full text: Theorien der Chemie

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schloß er, daß die Lösungen, bei denen diese Diskontinuitäten eintreten, 
chemische Verbindungen von Schwefelsäure und Wasser darstellen, und 
ihre Zusammensetzung wäre: H 2 S0 4 ; H 2 S0 4 -f-H 2 0; H 2 S0 4 + 2H 2 0; H 2 S0 4 
+ 6H 2 0 und H,S0 4 -j- 150H 2 0. Wenn p, d. h. die Konzentration der Schwefel 
säure, größer als hundert (Prozent) ist, so stellt das eine Lösung von SOj 
in H 2 S0 4 dar. Eine nähere Betrachtung der Kurve lehrt, daß die Diskonti 
nuität bei p = 47,5 (entsprechend H 2 S0 4 + 6H 2 0) sehr unbedeutend ist, so daß 
es unrichtig wäre, irgendwelche Schlüsse aus ihrer Existenz zu ziehen. Das 
gleiche kann von der Diskontinuität bei p = 3,5 (H 2 S0 4 + 150H 2 0) gesagt, 
werden. Es bleiben nur die Hydrate H 2 S0 4 , H 2 S0 4 + H 2 0 und H 2 S0 4 + 2H 2 0. 
Diese Verbindungen können wir in fester Form darstellen, und es ist des 
halb sehr wahrscheinlich, daß sie auch in Lösung existieren, mag sein in 
teilweise dissoziiertem Zustand. Deshalb führt die mühsame Analyse Men- 
delejeffs nur zu der Wahrscheinlichkeit, daß diese beiden Hydrate und 
H 2 S0 4 teilweise in Lösung existieren. Um sichere Resultate zu gewinnen, 
müssen wir andere Eigenschaften der Schwefelsäure-Lösungen untersuchen, 
wie z. B. ihre elektrische Leitfähigkeit und ihren Gefrierpunkt. 
Erstere Eigenschaft betreffend hat F. Kohlrausch 1 ) sehr genaue 
Bestimmungen bei 18° 
C gemacht, 
die hier folgen. 
% H 2 S0 4 
Leitfäh. 
o/o H 2 S0 4 
Leitfäh. 
1 
0,0429 
75 
0,1421 
5 
0,1952 
80 
0,1032 
10 
0,3662 
84 
0,0915 
20 
0,6108 
86 
0,0926 
30 
0,6912 
90 
0,1005 
40 
0,6361 
92 
0,1030 
50 
0,5055 
94 
0,1001 
60 
0,3487 
96 
0,0885 
70 
0,2016 
99,4 
0,0080 
Wir sehen hier vier verschiedene Lösungen mit charakteristischen 
Kennzeichen, nämlich 2 Maxima bei 30 und 92% und 2 Minima bei 84 und 
nahezu 100. (W. Kohlrausch * 2 ) fand, daß das letzte Minimum auf 99,75% 
fällt.) Die zwei Minima markieren die Hydrate H 2 S0 4 + H 2 0 und H 2 S0 4 , 
deren Existenz daher sehr wahrscheinlich ist. Die beiden Maxima fallen 
nahe mit den Hydraten 2H 2 S0 4 + 25H 2 0 (30,4%) und 2H 2 S0 4 + H 2 0 (91,6%) 
zusammen. Nun hat F. Kohlrausch die Regel aufgestellt, daß reine che 
mische Verbindungen eine geringere Leitfähigkeit haben, als Lösungen. Des 
0 F. Kohlrausch. Ann. d. Phys. u. Ch. (3), 26, 161 1885. 
2 ) W. Kohlrausch. Ann. d. Phys. u. Ch. (3) 17 , 69, 1882.
	        
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