tiven Ionen, bewegen sich, wenn sie frei sind, von höherem zu niedrigerem
Potential, und negativ geladene Körper, folglich auch negative Ionen, in der
entgegengesetzten Richtung. Die Geschwindigkeit der Ionen hängt nur
von der Größe des Potentialfalls pro Längeneinheit und von der Reibung
ab, die die Ionen in der umgebenden Flüssigkeit erfahren. Diese Reibung
ist nicht bei allen Ionen dieselbe, deshalb bewegen sie sich unter dem Ein
fluß derselben elektrischen Kraft mit verschiedenen Geschwindigkeiten.
Die Bedeutung des Faradayschen Gesetzes ist im Lichte dieser
modernen Anschauung sehr einfach. Angenommen, wir hätten eine sehr
verdünnte Lösung von Salzsäure, und lösten Natrium darin auf. Die HC1-
Moleküle sind praktisch vollständig in ihre Ionen dissoziert, und zwar
Wasserstoff-Ionen, die positiv geladen sind, da sie mit dem Strome von
höherem zu niederem Potential wandern, und Chlor-Ionen, die ebenso stark
negativ geladen sind, denn die Flüssigkeit ist elektrisch neutral. Hier ist
die Zusammensetzung des Moleküls so einfach, daß über die Zusammensetzung
der Ionen kein Zweifel herrschen kann. Die Berührung der Säure mit dem
elektrisch neutralen Natrium bewirkt dessen Auflösung, und eine chemisch
äquivalente Menge elektrisch neutrales Wasserstoff gas entweicht. Da die
Wasserstoffatome vorher als Ionen positiv elektrisch geladen waren, und
jetzt in neutralem Zustand entweichen, müssen sie ihre ganze Ladung an
die Flüssigkeit abgegeben haben. Diese Ladung muß an das aufgelöste
Natrium gegangen sein, denn die anderen Teile der Flüssigkeit sind un
verändert. Folglich tragen die Natrium-Ionen in der neuen Lösung genau
ebensoviel positive Elektrizität wie vorher die chemisch äquivalente Menge
Wasserstoff-Ionen. Das ist aber das Faradaysche Gesetz in anderer Aus
drucksweise. In jedem anderen Falle, wenn ein positives Ion durch ein
anderes ersetzt wird, können wir genau ebenso beweisen, daß das neue Ion
eine ebenso große Ladung mitführt wie das alte, denn die Vertretung muß
notwendigerweise im Verhältnis der Äquivalente vor sich gehen. Die Ladung
eines Gramms Wasserstoff als Ion ist zu 96500 Coulomb bestimmt worden.
Im Chlornatrium ist das Natrium das positive Ion, alle Stoffe, die
Natrium in Chlornatrium chemisch vertreten können, spielen daher gleich
falls die Rolle positiver Ionen. Das sind die verschiedenen Metalle, ferner
Wasserstoff, Ammonium, Uranyl (U0 2 ) und viele andere sogenannte zu
sammengesetzte Radikale, zum größten Teil aus dem Reich der organischen
Chemie. Die negativen Ionen sind die Reste, die übrig bleiben, wenn die
Salze und Säuren ihrer Metall- und Wasserstoffatome beraubt werden. So
sind die Ionen des Ferrocyankaliums 4K und FeC 6 N 6 , das vier Atomladungen
trägt, da es vier K-Ionen äquivalent ist, die jedes eine Atomladung mit
führen. Die Ionen des Phenylammoniumchlorids C 6 H 5 NH 3 C1 sind C G H 5 NH 3 ,