Full text: Theorien der Chemie

Dieselbe Formel gilt für die Dissoziationswärme bei einem Prozeß, 
der unter Atmosphärendruck verläuft. Als Beispiele mögen die Abspaltungen 
von Wasser aus Kalkhydrat und von Kohlensäure aus Kalziumkarbonat an 
geführt werden. Diese geschehen unter Atmosphärendruck bei 535° bzw. 
910° C. Daraus berechnet man die L-Werte 24240 und 35490. Die be 
obachteten Werte sind 24700 und 32000 (Zavrieff vgl. Kap. 11), also in 
recht guter Übereinstimmung mit der Rechnung. 
Diese Regel von de Forcrand ist einer älteren Regel von Trouton 1 ) 
nachgebildet, welche für die latente Verdampfungswärme M eines Gramm 
moleküls einer beliebigen Flüssigkeit gilt. Diese besagt, daß bei der abso 
luten Temperatur T des Siedepunkts bei 760 mm Druck: 
— =21 cal. 
T 
Diese Regel stimmt recht gut für solche Flüssigkeiten, die nicht 
Hydroxyl enthalten, wie fette Säuren, Alkohole und Wasser. Diese letzten 
Flüssigkeiten sind dafür bekannt, daß sie wahrscheinlicherweise teilweise 
aus Doppelmolekülen bestehen. Die molekulare Verdampfungswärme ist dem 
nach zu niedrig berechnet und um richtige, den experimentellen Bestim 
mungen entsprechende Werte zu erhalten, müßte man eigentlich zu den 
21 cal. diejenige Wärmemenge hinzufügen, welche nötig ist, um die Flüssig 
keitsmoleküle in einfache Moleküle zu zerlegen, vorausgesetzt, daß der Dampf 
aus einfachen Molekülen besteht. Für Wasser ist M/T = 25,9, die Korrektion 
wegen der Zersetzung der Doppelmoleküle also 4,9 cal., bei Methylalkohol 
ist sie 4,4 bei Äthylalkohol 3,0. 
Aus den beiden Regeln von de Forcrand und Trouton folgt, daß die 
latente Schmelzwärme, N, pro Grammolekül bei dem Gefrierpunkt folgender 
Regelmäßigkeit unterworfen ist: 
T T 
wobei die sogenannten assozierenden, d. h. komplizierte Moleküle ent 
haltende, Flüssigkeiten in aus dem M-Wert leicht zu berechnender Weise 
abweichen. 
Nernst * 2 ) machte die Beobachtung, daß die Konstante in den Trouton- 
schen und de Forcrandschen Formeln mit der Temperatur zunimmt. Um 
diesem Rechnung zu tragen, hat er der letzteren folgende etwas abgeänderte 
Form gegeben: 
1) Trouton, Philosophical Magazine (5), 18, 54, 1884. 
2 ) Nernst, Göttinger Nachrichten 1906 S. 1. Sitzungsber. d. Berliner 
Akad. math. phys. Klasse 1906, S. 933. Theoretische Chemie, 5. Aufl., 329 u. 
707, 1906—1907.
	        
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