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entsprechende Druck von reinem NH 3 beträgt 3185 mm), bei 21° C 927
bzw. 53,4 mm (und 6516 mm). Daraus berechnet sich die Arbeit bei 0°
zu 1357 bzw. 3032 cal., bei 21° C zu 1147 bzw. 2818 cal. Es ist ganz
charakteristisch, daß die Arbeit (Affinität) mit steigender Temperatur sinkt.
Bei genügend hoher Temperatur (dem sogenannten Übergangspunkt) würde
die betr. Affinität Null werden, d. h. die Verbindung würde bei höherer
Temperatur nicht länger existieren können, und zwar würde zuerst die
ammoniakreiche, dann die ammoniakärmere Verbindung ihre Stabilität ein
büßen.
Im allgemeinen spalten die Verbindungen, welche Wasser, Ammoniak
usw. angelagert enthalten, bei steigender Temperatur immer größere Mengen
der angelagerten Moleküle ab. Eine einzige Ausnahme davon ist von
Koppel 1 ) bei Cerosulphat angegeben worden.
Wie wir unten sehen werden, entspricht die Löslichkeit in vielen Be
ziehungen dem Dampfdruck und kann die Löslichkeit ebenfalls zu Affinitäts
bestimmungen benutzen * 2 ).
Die chemischen Eigenschaften dieser Körper lassen sich sehr an
nähernd als Summe der Eigenschaften der beiden Komponenten, z. B. des
wasserfreien Salzes und des angelagerten Wassers, darstellen. Sonst ist es
ja charakteristisch für chemische Verbindungen, daß die Eigenschaften der
Komponenten in den Verbindungen fast verschwinden. Man nimmt daher
mit Vorliebe an, daß in den kristallwasserhaltigen Salzen die Bestandteile der
Wassermoleküle nicht umgelagert sind, sondern unverändert, in derselben
Weise wie im Wasser vor seiner Vereinigung mit dem Salze, gelagert sind.
Dasselbe gilt für das Salz. Nun kommt dazu die Schwierigkeit, Valenz
stellen zu finden, an welche die vielen Wassermoleküle angelagert werden
könnten, z. B. beim Na 2 HP0 4 die zwölf H 2 0. Man verzichtete daher ganz
darauf, solche Verbindungen als durch Valenzen zusammengehalten anzu
sehen und hat ihnen den Namen: molekulare Verbindungen gegeben. Zu
diesen molekularen Verbindungen zählte man auch solche, bei denen sich
mittels der gewöhnlichen Valenzzahlen eine einfache Formel nicht zu
sammensetzen ließ. Derartig waren viele Doppelsalze, besonders solche,
deren negative Ionen einwertig sind, wie Doppelnitrate, Doppelchloride usw.
Die Untersuchungen von Hittorf über die Wanderung der Ionen
zeigten jedoch, daß in vielen Fällen diese sogenannten molekularen Ver
bindungen bei der Elektrolyse sich aus zwei Ionen zusammengesetzt erweisen,
von denen das eine aus Wasserstoff oder dem positivsten Metall der Ver
1) Koppel, Ztschr. f. anorg*. Ch. 41, 377, 1904. Vgl. Brönsted, Ztsclir.
f. phys. Ch. 64, 374, 1908. Betr. Oxyde vgl. Biltz, Gott. Naclir. 1908 S. 293.
2 ) Vgl. Fr owein, Z. f. phys. Ch 1, 5, 1887.