Erster Abschnitt.
Aufsammeln, Aufbewahren und Messen der Gase.
[r] Das Aufsammeln und Aufbewahren von Gasen gehört zu den
wichtigsten Operationen der gasometrischen Analyse. Es bieten sich
dabei oft Schwierigkeiten dar, die nur schwer zu überwinden sind und
besondere Vorsichtsmaßregeln nöthig machen. Im Allgemeinen wählt
man zur Aufnahme der Gase Glasgefäße von geringer Größe, welche
mit Wasser, Quecksilber oder Luft, die man durch das aufzufangende
Gas verdrängt, gefüllt sind. Von diesen drei Flüssigkeiten findet das
Wasser die beschränkteste Anwendung. Es treten darin Erscheinungen
der Diffusion und Absorption auf, in Folge deren wandelbare Mengen
von atmosphärischer Kohlensäure und von atmosphärischem Sauerstoff
und Stickstoff in das abgesperrte Gas übertreten, während dieses selbst,
je nach der wechselnden Löslichkeit, Mischung und Pressung seiner
Gemengtheile, in das Wasser eindringt und dadurch seinerseits eine Ver-
änderung erleidet, die sich nicht nur auf die absolute Menge, sondern
auch auf das gegenseitige Verhältniss der Gemengtheile [2] erstreckt.
Je größer das Volumen und die absorbirende Oberfläche des Wassers
im Verhältniss zur abgesperrten Gasmasse wird, um so beträchtlicher ist
die Verunreinigung, welche man zu befürchten hat. Nur wo Gase von
constanter Zusammensetzung eine Wassermasse anhaltend durchströmen,
ist man diesen Fehlerquellen nicht ausgesetzt. Dies ist namentlich in
vielen gasreichen Wasserquellen der Fall, deren freie und absorbirte
Gase sich bereits zu einander in ein statisches Gleichgewicht gesetzt
haben. Um aus solchen Wasserquellen, die dem Beobachter unmittelbar
zugänglich sind, das Gas zu gewinnen, bedient man sich des kleinen,
Fig. ı abgebildeten Apparates. Derselbe besteht aus einem 40 bis
60 cbem fassenden Probirröhrchen c, das bei @ zur Weite eines dünnen
Strohhalmes vor der Glasbläserlampe ausgezogen ist und mittelst eines
gut schließenden Korkes oder eines Röhrenstückes von vulkanisirtem
Kautschuk mit dem Trichter &6 luftdicht verbunden wird. Statt des