Flammenreactionen.
Zweite Auflage 1 ).
(Heidelberg, Verlag von Gustav Köster. 1886.)
[3] Fast alle Reactionen, welche man mittelst des Löthrohrs erhält,
lassen sich, und zwar mit weit größerer Leichtigkeit und Präcision, in
der Flamme der nicht leuchtenden Lampe unmittelbar hervorbringen.
Dabei hat die Lampenflamme vor der Löthrohrflamme noch besondere
Eigenthümlichkeiten voraus, die sich zu Reactionen verwerthen lassen,
durch welche die kleinsten Spuren mancher neben einander auftreten
der Stoffe oft noch da mit Sicherheit erkennbar sind, wo das Löthrohr
und selbst feinere analytische Mittel den Beobachter im Stiche lassen.
Die Zahl der neuen Reactionen, welche sich auf diese Weise her
vorbringen lassen, ist so groß, dass ich hier nur die hauptsächlichsten
derselben hervorheben kann, und es denen, welche sich mit diesem
Gegenstände vertraut machen wollen, überlassen muss, die hier beschrie
benen Methoden nach naheliegenden Analogien noch
weiter in anderen Richtungen zu verfolgen.
I. Die nicht leuchtende Gasflamme
und ihre Theile.
Die zu Reactionsversuchen dienende Gaslampe mit
nicht leuchtender Flamme, welche Fig. 1 im 3 I / 2 mal
verkleinerten Maaßstabe dargestellt ist, muss in richtigen
Dimensionen construirt und namentlich mit einer dreh
baren Hülse bei a zum Verschließen und Oeffnen der
Zuglöcher versehen sein, um für jede Größe der Flamme
Fig. 1.
1) Zuerst erschienen in Liebig’s Annalen der Chemie und Pharmacie Band 138;
Seite 255 — 296 (1866), dann separat in erster Auflage Heidelberg 1880. Im Folgen
den sind diejenigen Stellen, die gegen den ersten Abdruck in den Annalen neu eingefügt
sind, durch Cursiv-Schrift, die sonstigen Abweichungen, gegen denselben (von ganz ge
ringfügigen Aenderungen im Ausdruck abgesehen) durch Fußnoten hervorgehoben.