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Beziehungen zwischen der physikalischen und
nicht thermische Bewegungsart übergehen) und zwar muss zur
vollständigen Zerlegung einer bestimmten Quantität einer Ver
bindung eine bestimmte Wärmemenge verwandt werden. Führt
man die Wärme nur in solcher Menge zu, dass sie zur Zerlegung
der angewandten Quantität der Verbindung nicht hinreicht, so
muss also auch ein solcher Fall eintreten können, wo ein Tlieil
der Dämpfe bereits zerlegt ist, während ein anderer Tlieil noch
als solche bestellt. Beim Abkühlen können die getrennten Sub
stanzen sich wieder vereinigen. Dieses partielle Zerfallen,
welches experimentell bewiesen ist, nennt man Dissociation und
das Mengen-Verhältniss zwischen dem zerlegten und dem be
stehenden Tlieil der Verbindung Dissociationstension (St. Claire-
Deville, Leçons sur la dissociation).*)
Dass das Zerfallen der Verbindungen beim Erwärmen ge
lingen muss, besonders dann, wenn die Grösse der Atome ver
schieden ist (vgl. § 90a.), kann ebenfalls als eine wahrschein
liche Folge der mechanischen Chemismustheorie gelten. Besitzen
die Atome gleiche Wärmecapaeität, so ist damit gesagt, dass
in ihnen bei Zufuhr gleicher Wärmemengen die Arbeitsquau-
titäten um ein Gleiches wachsen. Da die Masse der Atome
zwar ungleich, jedoch stets unveränderlich ist, so wird bei Ver
mehrung der Arbeitsquantität in denselben die Geschwindigkeit
der Bewegung wachsen, und zwar um so rascher, je leichter
das Atom ist. Die Differenz der Geschwindigkeit der Bewegung
kann bei niederen Temperaturen gering und bei höheren sehr
bedeutend sein und der gegenseitigen chemischen Abhängigkeit
entgegenwirken (Beketoff).
Cohäsion. Capillarität.
95. Zwischen den Molecülen fester und flüssiger Körper
besteht, wie bekannt und wie oben schon bemerkt, ein gewisser
Zusammenhang, Cohäsion genannt, eben der Zusammenhang,
welcher beim Schmelzen und Verdampfen durch die innere
*l Peville vergleicht dieDissociationserscheinungenmit denen, welche
das Sieden begleiten. Hier wie dort muss seiner Ansicht nach eine be
stimmte Temperatur — Yerbindungstemperatur der Gase entsprechend der
Siedetemperatur herrschen, weil die hinzutretende Wärme in dem einen
Falle zur Dissociation, im andern zum Sieden verbraucht (latent) wird.
Der Menge der zugeführten Wärme entspricht sowohl die Quantität der
dissociirten Verbindung, als auch die Quantität der gebüdeten Dämpfe.