Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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Beziehungen zwischen den physikalischen und 
lische Körper (Quarz, überchlorsaures Natrium, Zinuober u. a,), 
deren Krystalle diese Eigenschaft besitzen; ihre Lösungen üben 
jedoch keinen Einfluss auf den polarisirten Strahl, ebensowenig 
wirkt auf ihn z. B. geschmolzene, amorphe Kieselerde. Die 
Drehungsfähigkeit hängt hier offenbar von dem krystallinischen 
Gefüge des Körpers ab. — Organische Körper hingegen, welche 
eine Drehungsfähigkeit besitzen, äussern sie auch in Lösungen; 
für einige Körper, wie z. B. für schwefelsaures Strychnin, 
ist dieselbe an Krystallen und an Lösungen beobachtet worden, 
sie kommt auch vielen flüssigen organischen Verbindungen 
und sogar ihren Dämpfen zu. Hier existirt also kein Zusam 
menhang zwischen dem krystallisirten Zustande und der opti 
schen Wirksamkeit: die letztere hat ihren Sitz in der Natur der 
MolecUle selbst, und wird daher moleculares Drehunqsvermögm 
(pouvoir rotatoire moléculaire) genannt. Unter gleichen Um 
strahl auf einen anderen Spiegel unter dem Polarisationswinkel fällt, und 
dieser zweite Spiegel so gestellt ist, dass die Einfallsebene des von ihm 
refiectirten Strahles mit der Polarisationsebene des vom ersten Spiegel re- 
fiectirten zusammenfällt, so wird der polarisirte Strahl vom zweiten Spiegel 
gerade wie ein gewöhnlicher reiiectirt; dreht man aber den zweiten Spiegel, 
ohne den Einfallswinkel zu ändern, so, dass die Einfallsebene des Strahls 
auf den zweiten Spiegel immer mehr und mehr die Polarisationsebene des 
Strahles kreuzt, so wird der von dem zweiten Spiegel reflectirte Strahl 
immer schwächer und schwindet endlich ganz, wenn die Polarisationsebene 
die Einfallsebetie des Strahles auf den zweiten Spiegel unter einem rechten 
Winkel schneidet. Für die Polarisation eines Strahles beim Durchgänge 
durch doppelbrechende Krystalle besteht ebenfalls eine bestimmte Polarisa 
tionsebene. Sind zwei polarisirende Apparate so gestellt, dass ihre Polari 
sationsebenen parallel sind, so lassen sie Licht hindurch, wird aber der 
eine Apparat gedreht, so nimmt die Intensität des Lichtes ab, und der 
Strahl schwindet endlich ganz, wenn sich die Polarisationsebenen unter 
einem rechten Winkel schneiden. 
Einige Stoffe äussern die Fähigkeit die Polarisationsebene eines durch 
sie hindurchdringenden Strahles um einen grösseren oder kleineren Winkel 
nach rechts oder links zu drehen. Wenn man zwischen zwei polarisirende 
Apparate iz. I>. Nicol ’sehe Prismen), die so gestellt sind, dass ihre Po 
larisationsebenen sieh unter einem rechten Winkel schneiden und keine 
Lichtstrahlen durchlassen, einen die Polarisationsebene drehenden Körper 
stellt, so schwindet der Strahl nicht vollständig, weil der Durchsehnitts- 
winkel der Polarisationsebene ein anderer geworden ist; dieser Winkel 
unterscheidet sich von dem rechten Winkel um so viel, als der drehende 
Körper die Polarisationsebene gedreht hat. Jetzt muss man. um die 
Absorption des Strahles (wenn derselbe einfarbig war) zu erhalten, den
	        
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