1. Kohlenwasserstoffe.
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geringe Unterschiede in den physikalischen und chemischen
Eigenschaften äussern*). Die gesättigten Kohlenwasserstoffe
sind im Allgemeinen in Wasser unlöslich, und die flüssigen unter
ihnen sind specifisch leichter als dieses. Alle sind brennbar
und geben beim Verbrennen, ähnlich den andern organischen
Stoffen, eine um so hellere Flamme, je mehr Kohlenstoff sie be
züglich des Wasserstoffs enthalten, d. h. je höher sie in der
homologen Reihe stehen, je grösser ihr Moleculargewicht ist.
Aehnlich allen übrigen gesättigten Körpern können diese
Kohlenwasserstoffe nur einer Art Reaction — der Substitution
— unterworfen werden. Wirken Chlor oder Brom auf sie ein,
so wird gewöhnlich Wasserstoff als Halo'idwasserstoffsäure aus
geschieden, und es entstehen ihre Haloidderivate, welche je nach
der Energie des Einwirkens, der Natur des Kohlenwasserstoffs
und den Umständen, bei denen die Reaction stattfand, verschie
den sein können (vgl. § 119a) z. B.
CH,. + CU = CH3CI + HCl
CH4 + 4CU = CCU + 4HC1
oder allgemein
CnH 2 n +2 + mCB = CnH(2n+2)— mClm + mHCl**)
Substituirt man, vermittelst doppelter Zersetzung, das Ha-
lo'id, so geliugt es von den Kohlenwasserstoffen zu andern Kör
pern überzugehen: bringt man z. B. einen Wasserrest (HO)'an
die Stelle des Halo'ids, so erhält man Alkohole, vertauscht man
das Haloid gegen einen einatomigen Ammoniakrest (NH 2 ), so
entstehen Alkalien, sogenannte Amine.
Ungesättigte Kohlenwasserstoffe Cn ILn .
108. A priori lassen sich für die ungesättigten Kohlen
wasserstoffe Cn H 2n zahlreichere Isomeriefälle voraussetzen als
*) Diäthyl und Trimethylformen, zwei am besten bekannte gesättigte
Kohlenwasserstoffe, zeigen jedoch eine bedeutende Verschiedenheit ihrer Siede
punkte. Beide sind bei gewöhnlicher Temperatur gasförmig. Diäthyl ver
dichtet sich zur Flüssigkeit unter gewöhnlichem Luftdruck schon bei circa
0° und Trimethylformen erst bei circa 17°. (Butlerowi.
(Anm. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)
**) Es ist zu bemerken, dass es im Allgemeinen fast niemals gelingt die
Reaction mit dem Haloid in der ersten Phase einzuhalten, und dass beider
gemässigtsten Einwirkung immer mehr von den höher gechlorten Producten
als von den einfach gechlorten (resp. gebromten) Derivaten entsteht.
(Anm. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)