196 I- Verbindungen des Kohlenstoffs mit univalenten Elementen.
gekehrten Sinne, stellen auch folgende Körper von der Zusam
mensetzung CaHsBra und C3H5CI3 dar, deren Entstehungsweise
theilweise schon aus ihren Benennungen klar wird. Tri-
bromhydrin des Propylglycerins (Bromanhydrid des Glycerins
TTe ]
3 H ;}03), Tribromallyl, zweifach yebromtes BromisopropyI und
einfach yebromtes I) ihr ompr opy len sind sämmtlich isomer unter
einander; die analog entstehenden gechlorten Producte aber
sind sämmtlich unter einander identisch, d. h. sie stellen einen
und denselben Körper vor (Linnemann). Auf die Haloi'dde-
rivate der Kohlenwasserstoffe beziehen sich unter andern einige
Beobachtungen über solche Isomeriefälle, die nicht durch einen
Unterschied in der chemischen Structur allein erklärt werden
können. Wenn die Richtigkeit solcher Beobachtungen sich be
stätigen sollte, so ist man gezwungen, einen Unterschied zwi
schen den Afiinitätseinheiten polyvalenter Atome anzunehmen *).
Hierher gehören z. B. die Angaben Uber die Existenz dreier
Isomere C2ll4ßr2 (Würtz, Caventou), dreier Isomere C2H3O3
(Regnault, Hübner) u. s. w., während für die beiden ange
führten Formeln nur je zwei Fälle chemischer Structur denkbar
sind.
Eigenschaften der gesättigten Haloidderivate.
122. Die Mehrzahl der gesättigten Haloidderivate der Koh
lenwasserstoffe sind bei mittlerer Temperatur farblose, stark
lichtbrechende, flüchtige Flüssigkeiten, die meistentheils eine
grössere Dichtigkeit als Wasser besitzen. Je einfacher einer
seits ihre Zusammensetzung und je weniger in ihnen von dem
Halo'id enthalten ist, desto flüchtiger sind sie; andrerseits sind
die Chlorderivate flüchtiger, als die entsprechenden Bromderi
vate, die Bromderivate flüchtiger, als die Jodderivate (vgl. § 82).
So ist ChloYmethyl CH3CI gasförmig, Brommethyl CHsBr ist flüs
sig und siedet bei circa +13°, Jodmethyl CH3J siedet bei +43°;
ferner siedet Chlormethylen CH2CI2 bei circa 40°, Chloroform
CHCI3 bei 61° und Vierfachchlorkohlenstoff bei 77°. — Uebri-
gens hat die chemische Structur des Kohlenwasserstoffradicals
*) Ein solcher Unterschied könnte entweder ein beständiger, d. h. ein
solcher, der in der Natur des Atoms selbst wurzelt, oder (was wahrschein
licher wäre) ein vorübergehender — von Umständen, unter denen in einem
bestimmten Falle der chemische Vorgang geschah, abhängender — sein.