1. Alkohole oder Hydrate der Kohlemvasserstoffradicale.
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Saligenin ebenso verhält wie Glycolsäure zum Aethylgly-
col. Man kann aber auch durch Hinzuaddiren von Wasser
stoff zum Salicylsäurealdehyd, bei Einwirkung von Natrium
amalgam und Wasser, Saligenin erhalten i Bei 1st ein und
Bei necke). Mit Säuren kann das Saligenin, wenn auch schwie
rig, zusammengesetzte Aether geben (Berthelot), bei Ein
wirkung von Fünffachchlorphosphor giebt es jedoch kein Chlor
anhydrid. Unter dem Einfluss dieses Reagenzes, wie überhaupt
unter dem Einfluss Wasser absorbirender Stoffe, verliert das
Saligenin leicht H2O und giebt Saliretin CtHoO, welches dem
Benzoesäurealdehyd isomer ist und sich zum Saligenin wie
Aethylenoxyd zu Aethylglycol verhält, seinen Eigenschaften
nach dem Aethylenoxyd jedoch nicht analog ist. Zwischen
Saligenin und Benzylalkohol bestehen indessen nicht genau
dieselben Beziehungen, wie zwischen Aethylalkohol und Aethyl
glycol. Es verwandelt sich in der That die Benzoesäure, welche
durch Oxydation von Benzylalkohol erhalten wurde, nicht in
SaUcylsäure (s. oben 1 , wie etwa die durch Oxydation von Wein
geist erhaltene Essigsäure in die durch Oxydation von Aethyl
glycol erhaltene Glycolsäure übergeht, sondern sie giebt unter
ähnlichen Umständen die der Salicylsäure isomere Oxybenzoe-
stiure. Das dem Saligenin isomere Orcin, welches aus, in ver
schiedenen Färberflechten (Variolaria dealbata u. u.) enthaltenen
Säuren gewonnen wird, scheint einen mehr als Saligenin von
der Norm entfernten Pseudoalkohol darzustellen.*) Die zwei
atomige alkoholische Natur des Orcin findet auch in der Bil-
C_ H|
dung von Aethern nach der allgemeinen Formel j,) '0 O2 Be
stätigung, wo R' das Radical einer einatomigen Säure bezeichnet.
Solche, krystallinische Körper darstellende Aether sind bei Ein-
*1 Der sogenannte Anisalkohol 1 s. unten Anhydridohydrate ) CsHioOs,
welcher einen nicht substituirten Wasserrest enthält und daher die Eigen
schaften eines einatomigen Alkohols besitzt, enthält Methyl statt desWasser-
CH.i l 0
Stoffs eines Wasserrestes, so dass seine abgekürzte rationelle Formel C7Hd
H j 0
ist. Bei Substitution des Methyls durch Wasserstoff muss auch aus ihm
ohne Zweifel ein mit dem Saligenin isomerer Glycol entstehen, der. nach
den Eigenschaften des Anisalkohols zu urtheilen, wahrscheinlich der
Norm näher kommen wird, als das Saligenin.