Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

274 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
zur Zeit ihrer höchsten Entwickelung, der Fructification, 
verschiedene Arten niederer Pilze oder Schimmel vorstellen, 
wie z. B. Oidium, Penicillium glaucum u. a. (Joly und Müs 
set, H. II off mann). Diese höchste Entwickelung erlangen die 
Fermentzellen, nach angestellten Beobachtungen, wenn es ihnen 
gelingt, auf der Oberfläche der Flüssigkeit in unmittelbarer 
Berührung mit der atmosphärischen Luft zu verharren. — Die 
Entwickelung des geistigen Ferments geht leicht in schwach 
sauren Medien vor sich. Als Hauptproducte treten hier Aethyl- 
alkohol und Kohlensäure auf, gleichzeitig mit diesen bilden 
sich aber stets noch ein wenig Glycerin und Bernsteinsäure 
(Pasteur). Beim Gähren einiger zuckerhaltiger Flüssig 
keiten, die nicht reine Glukoselösungen sind, bilden sich noch 
höhere einatomige (hauptsächlich primäre) Alkohole, als Pro 
pyl-, Butyl- (beim Gähren von Kunkelrübensaft), Amyl- (bei der 
Branntweinbereitung aus Kartoffeln) und Hexylalkohol. Dass 
übrigens die Pseudoalkohole zuweilen auch bei der Gährung* 
auftreten können, beweist die Anwesenheit von tertiärem Pseu- 
dobutylalkohol in dem Gälirungsbutylalkohol (Butlerowj. 
Die Milchsäuregährung wird durch ein besonderes, ebenfalls 
pflanzliches Ferment bedingt, das sich kräftig nur in neutralen 
Flüssigkeiten entwickelt. In der That, sobald die Flüssigkeit 
sauer geworden, hört die Milchsäuregährung auf, und beginnt 
von Neuem, wenn man die Säure sättigt; hieraus folgt die Notli- 
wendigkeit, zu Flüssigkeiten, die der Milchsäuregährung unter 
worfen werden sollen, Kreide oder kohlensaures Zink hinzuzu 
setzen. DasHauptproduct derMilchgsäuregährung ist Milchsäure. 
Die Buttersäuregährung kann als zweite Umwandlungsphase 
der Glukose, welche der Milchsäuregährung folgt, gelten. Sie 
beginnt gewöhnlich in Flüssigkeiten, in welchen die Milch 
säuregährung' beendigt ist. Als Ferment treten hier die soge 
nannten Vibrionen (niedere mit Bewegung begabte Organismen) 
auf, die von Einigen für Thiere, von Anderen für Pflanzen ge 
halten werden. Die Producte der Buttersäuregährung sind, 
ausser Buttersäure, Kohlensäure und Wasserstoff. Das Auf 
treten des letzteren ist hierfür besonders characteristisch. 
Die Schleimgährung entsteht durch Einwirkung eines be 
sonderen pflanzlichen Ferments und besonders in zuckerhaltigen 
Flüssigkeiten, die Eiweissstoffe enthalten. Die Hauptproducte 
dieser Gährung sind: Kohlensäure, Mannit (s. §. 153) und ein
	        
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