Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

284 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
Chlor das gechlorte Aldehyd entsteht. Zugleich wird hier die 
Reaction einerseits dadurch complicirter, dass die Chlorwasser 
stoffsäure , indem sie auf den Alkohol einwirkt, das Chloran 
hydrid des Alkohols bildet, und andrerseits dadurch, dass das- 
bei dieser letzteren Reaction entstehende Wasser seinen Wasser 
stoff an das Chlor abgiebt, und der Sauerstoff die Oxydation 
des Alkohols fördert. 
Die secundaren Alkohole, da sie ebenfalls Wasserstoff ver 
lieren und Ketone geben können, werden wahrscheinlich beim 
Chloriren Chlorderivate der Ketone geben. Was die tertiären 
Alkohole aubelangt, so kann man voraussetzen, dass sie ge 
chlort und gebromt werden können. In der That, hier sind 
alle Wasserstoffatome des Radicáis mit Kohlenstoff, der mit 
dem Wasserrest in keiner directen Verbindung steht, vereinigt» 
und müssen sich ihrem chemischen Character nach dem Was 
serstoff der Hydrocarbiire anschliessen, in diesen lelzteren aber 
gelingt eine Substitution des Wasserstoffs durch Haloide leicht. 
Wenn sich die Phenole wirklich als tertiäre Alkohole heraus- 
stellen sollten (vgl. 4j 140), so würde sich diese Speculation 
auch durch Thatsachen bestätigen lassen: der Wasserstoff der 
Phenole kann leicht durch Chlor oder Brom substituirt werden. 
Wenn eine directe Substitution des Wasserstoffs durch Ha 
loide in diesen oder jenen Alkoholen auch nicht gelingt, so 
können dessenungeachtet doch Körper erhalten werden, die 
sich zu diesen Alkoholen — und dabei nicht nur zu den ein-, 
sondern auch zu den vielatomigen Alkoholen — wie Halo'id- 
derivate verhalten: dies sind die unvollständigen Haloidanhy- 
dride der Alkohole von höherer Atomigkeit. Ein Blick auf die 
Formeln klärt alsbald dieses Verhältniss auf: 
Aethylalkoliol 
Einfachgechlorter Aethyl- 
alkohol oder 1. Chloranhy 
drid des Aethylglycols 
Aethylglycol 
°»g*} 0 
CÄClj 0 
c t}° 3 
Propylalkohol 
Zweifachgechlorter Propylalko 
hol oder 2. Chloranhydrid (Di- 
chlorhydrin) des Propyl 
glycerins 
Propylglycerin 
O 
tc w 
CO 
o 
C;(H:.C1;| 0 
C3H51 p. 
H,} 03
	        
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