Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

2SG II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
Dieser Körper ist eine farblose Flüssigkeit, die bei 128° 
siedet und mit Wasser gemischt werden kann. Bei Einwirkung 
von Aetzkali giebt er Aethylenoxyd C2H4O (s. $ 145), und mit 
verschiedenen anderen Körpern kann er in doppelte Zersetzung 
treten, wobei er sein Chlor gegen verschiedene einatomige 
Gruppen austauscht. Das entsprechende Jodhydrin 0 
kann in wenig reinem Zustande durch Einwirkung von Jod 
wasserstoff auf Aethylglycol entstehen (Simpson). Bequemer 
und reiner erhält man diese Substanz durch doppelte Zer 
setzung beim Erwärmen von Chlorhydrin mit Jodkalium (But- 
lerow und Ossokin). Aethylglycoljodhydrin stellt ein schwe 
res, farbloses oder gelbliches Liquidum dar, welches einen eigen- 
thümliehen ätzenden Geruch besitzt und sich unter gewöhnli 
chem Luftdrucke nicht unzersetzt destilliren lässt. Mit Aetzkali 
liefert es auch Aethylenoxyd. — Nach Entstehungsweise und 
Eigenschaften schliessen sich an das Glyeolchlorhydrin auch 
seine höheren Homologe. 
Die Chlorhydrine (unvollständigen Chloranhydride) des Pro 
pylglycerins bieten ein zweites, ziemlich gut bekannt.es, hier 
her gehöriges Beispiel. Glycerinmonocklorhydnn oder einfach 
gechlortes Propylglycol wird bei Einwirkung von Salzsäure auf 
Glycerin unter Erwärmen erhalten. Es ist eine in Wasser, 
Weingeist und (Aethyl-)Aether lösliche Flüssigkeit, die bei 
228° siedet. — Glycerindichlorhydrin oder zweifachgechlorter 
Propylalkohol kann, ausser durch Einwirkung von Salzsäure 
auf Glycerin, auch durch Behandeln von Glycerin mit Fünffach 
chlorphosphor oder Chlorschwefel bereitet werden. Es entsteht 
auch noch durch Addition von Salzsäure zum Anhydrid des 
Monochlorhydrins, zum sogenannten Epichlorhydrin 
C3H5OCI C ^ C1 } O2 — H2O) . 
Auf ähnliche Weise können gechlorte Derivate entstehen, 
wenn Salzsäure auf Alkohole höherer Atomigkeit, auf Mannit 
u. a., einwirkt (Berthelot). Hierbei tritt jedoch gewöhn 
lich ein Wasserverlust ein (vgl. § 153), so dass Chlorhydrine 
der unvollständigen Alkoholanhydride' entstehen, die dem so 
eben genannten Glycerinepichlorhydrin entsprechen.
	        
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