300 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
Acrylsäure Propionsäure
CdliOi -b H> = C:jH«0-2 i Linnemann >.
Physikalische Eigenschaften der Säuren C n H>» Oi.
1<)7. Was die physikalischen Eigenschaften d. h. Consistenz,
Flüchtigkeit, Löslichkeit und deren allmälige Veränderung mit
Zunahme des Moleculargewichts anbelangt, so besteht zwischen
den einatomigen gesättigten Säuren und den einatomigen gesät
tigten Alkoholen ein offenbarer Parallelismus. Indem man sich
auf die physikalischen Eigenschaften dieser Säuren, die gewöhn
lich/c//c Säuren genannt werden, stützt, theilt man sie gewöhn
lich in flüchtige und starre fette Säuren, und versteht unter
den ersteren die niederen, weniger als zehn Atome Kohlenstoff
im Moleeiil enthaltenden Homologe. — Bezüglich der Fähig
keit der Säuren von einfacherer Zusammensetzung, in den
starren Zustand überzugehen, muss bemerkt werden, dass den
niedrigsten Gliedern der Beihe eine Begelmässigkeit im Feber
gange gewissermassen fehlt: Ameisensäure schmilzt bei circa -+-1 °,
und Essigsäure, wenn sie kein Wasser enthält (Eisessig) bei
+ 17°, die Buttersäure hingegen erstarrt erst unter —20°.
Bei den complicirteren Säuren steigt im Allgemeinen die Tem
peratur des Schmelzens und Erstarrens allmälig mit Zunahme
der Complication, so dass die Capronsäure C10H20O2 schon bei
+ 30°, und deren höhere Homologe (die starren fetten Säuren)
bei einer noch höheren Temperatur schmelzen. — Bezüglich
der Flüchtigkeit ist die Eigenschaft der Essigsäure bemerkens
wert!], erst bei einer bedeutend über dem Siedepunct gelegenen
Temperatur in vollkommene Gasgestalt überzugehen und einen
Dampf mit einer dem Volumgesetz entsprechenden Dichtig
keit zu geben. — Was den Geruch der gewöhnlichsten
gesättigten, einatomigen Säuren anbelangt, so ist er bei ge
wöhnlicher Temperatur, selbstverständlich, nur bei den flüch
tigen fetten Säuren deutlich bemerkbar. Man kann ihn gewis
sermassen characterisiren , indem man auf den bekannten
stechenden Geruch der Essigsäure, an die sich in dieser Be
ziehung die Ameisensäure anschliesst, hinweist. Ferner riecht
die Buttersäure nach ranziger Butter, die Valeriunsäure nach
gekochten Beeren des gemeinen Schneeballs (Viburnum opulus),
die Cupronsäure C<TIi 2O2 nach Sehweiss, und die Cuprin- (Ru-
tin-)Säure hat einen Bocksgeruch. Säuren, die ihrer Zusam