Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

310 II Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
Ausserdem sind aber zwei besondere Varietäten derselben 
synthetisch dargestellt: eine aus dem Cyananhydrid von 
Amylenhydrat (Markownikoff), die andere durch zwei 
maliges Aethyliren von Essigsäure (Frankland und Duppa) 
(vgl. § 166). Die chemische Structur der aus dem Cyanamyl 
dargestellten Capronsäure muss entsprechen der rationellen 
|CH 2 [CH(CH:i)3] 
Formel <CH> (vgl. $ 136). Dieselbe Structur kommt 
(CO(HO) 
wahrscheinlich der aus Amylwasserstoff dargestellten Capron 
säure zu. Die Capronsäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, 
die nach Schweiss riecht. Ihr specitisches Gewicht ist 0,93. 
Siedepunct bei circa 195° (Fossi). Zum Lösen braucht sie 
100 Theile Wasser. — Die aus optisch-wirksamem Amylalko 
hol bereitete Capronsäure dreht die Polarisationsebene, während 
die aus Cocosöl bereitete, sowie wahrscheinlich auch die, welche 
aus optisch-unwirl&amem Amylalkohol bereitet werden kann, 
auf den polarisirten Lichtstrahl nicht einwirken. Es ist unbe 
kannt, ob diese Varietäten Fälle einer wahren chemischen Iso 
merie (vgl. $ 136) vorstellen. Die Capronsäure kann, wie es 
scheint, mit der Buttersäure eine, der Essigbuttersäure analoge 
Verbindung geben. Diese letztere hat die empirische Zusam 
mensetzung der Valeriansäure, ist aus Butter erhalten und 
l r acc¡mauro genannt worden. 
Die aus der Essigsäure synthetisch erhaltene Capronsäure 
(Diäthylessigsäure) {co! 11( ) f ^ ^ e “ ien von d em der gewöhn 
lichen Capronsäure verschiedenen Geruch und bildet ein in 
feinen, asbestähnlichen, seideglänzenden Nadeln krystallisiren- 
des, in Wasser lösliches Silbersalz , während das gewöhnliche 
capronsäure Silber in Wasser fast unlöslich ist und in breiten 
Tafeln krystallisirt. 
Die aus Amylenhydrat abstammende Capronsäure be 
sitzt aller Wahrscheinlichkeit nach die chemische Structur 
|PH iCH(CH 3 ) 2 
r tt iCH 3 (vgl. § 136), 
(CO(IIO) 
Ihr Geruch ist dem von gewöhn- 
liclier Capronsäure ähnlich, aber weniger unangenehm. Die 
Eigenschaften ihrer Salze beweisen, dass diese Varietät von der 
Capronsäure aus Amylalkohol, wie von der aus Essigsäure
	        
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