4. Säuren oder Hydrate der Oxykolilenwasserstoffradicale. 331
vorstellen. Daher wird denn die allgemeine Formel der zwei
atomigen einbasischen gesättigten Säuren folgende sein:
Die erstere (empirische) Formel unterscheidet sich von der all
gemeinen empirischen Formel der einatomigen gesättigten Säuren
nur dadurch, dass sie ein Atom Sauerstoff mehr enthält als
diese. Die zweite (rationelle) Formel erlaubt a priori über die
chemischen Beziehungen der in Bede stehenden Säuren Schlüsse
zu ziehen — Schlüsse, die durch Thatsachen vollkommen be
stätigt werden. Erstens ist klar, dass bestimmte Umwand
lungen, die den Hydraten eigen sind und durch das Vorhan
densein von Wasserresten bedingt werden, an diesen Säuren
wie auch an den zweiatomigen Alkoholen, iu zwei Graden auf-
treten können: es kann entweder ein Atom des Hydratwasser
stoffs oder beide , ein Wasserrest oder beide substituirt
werden. Da aber diese Wasserreste nicht gleichartig sind
(vgl. S 45), so ist es in den Fällen, wo sich nur einer von
ihnen an der Umwandlung betheiligt, nicht gleichgiltig, ob sich
diese Umwandlung auf diesen oder jenen Wasserrest bezieht;
mit anderen Worten: zwei Körper, von denen der eine
durch eine bestimmte Verwandlung des Alkohol-Wasserrestes,
und der andere durch eben dieselbe Umwandlung des Säure-
Wasserrestes entstanden ist, müssen unter einander nur
isomer und nicht identisch sein. Der Versuch lehrt auch wirk
lich, dass für eine zweiatomige einbasisch^ Säure z. B. jedes
Mal zwei isomere Substitutiousproducte (wo R' ein univalentes
Atom oder Radical bezeichnet) bestehen können:
Das erste Isomer, welches keinen Säurewasserstoff enthält,
entbehrt der sauren Eigenschaften, während sie sich im«aweiten
erhalten haben. Ferner ist einleuchtend, dass die vorliegenden
Säuren einerseits solchen Reactionen unterworfen werden können,
die Alkoholen eigen sind, andererseits solchen, durch welche
Säuren eharacterisirt werden. In Alkoholen wird der Wasser