4. Säuren oder Hydrate der Oxykolilemvasserstoffradicale. 335
Die hierbei entstehende Säure stellt eine bestimmte Va
rietät dar, die unter dem Namen Paramilchsäure (Fleischmilch
säure, Aethylenmilchsäure) bekannt ist. Die in ihr enthaltene
Gruppe C2H4 besitzt aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe
chemische Structur wie in dem Aethylglycol, d. h. jpijp (§ 108).
Hat sich jedoch an der Bildung der Säure von derselben Zu
sammensetzung die dem Aethylen isomere (s. § 121) Gruppe
C2H4, welche im Essigsäurealdehyd enthalten ist und wahr
scheinlich die chemische Structur besitzt, betheiligt, so
entsteht die eigentliche sogenannte Milchsäure (Aelhylidenmilch-
säure, Gährumjsmilchsäure). Die Synthese der letzteren findet
namentlich statt bei Einwirkung von Salpetrigsäure auf Alanin,
ein Amidderivat der Milchsäure , welches synthetisch aus
Aldehydammoniak C2H7ON — C2H4O + H3N. unter dem Ein
flüsse von Blau- und Salzsäure entsteht:
Blausäure Alanin
I Cyanwasserstoff) H2
C2H7ON + CNH +H2O = №
H
Auf ähnliche Weise wird die Aethylidenmilchsäure auch direct
erhalten bei der Wechselwirkung zwischen Essigsäurealdehyd
und Blausäure in Gegenwart von Salzsäure (Wislicenus):
C2II4O + CNH + HCl -f 211)0 = Cr, He Os + NH4CI.
Auf eine dieser letzteren Reaction ganz entsprechende Weise
wird auch eine Varietät der Säure CsHsOs gebildet, die nach
dieser Entstehungsart unter anderen Benennungen den Namen
Acetonsäure bekam. Sie bildet sich bei Einwirkung von
Blau- und Salzsäure auf Aceton C3H0O (das Keton der Essig
säure) (Städeler , Markownikoff). Da die chemische
|CH 3
Structur des Acetons der Formel CO entspricht, so kann man
ICH3
schon a priori erwarten, dass die Kohlenwasserstoffgruppe in
der Acetonsäure = ^C j ist. Auf dieselbe Structur dieser
Säure weisen nun auch andere Fälle ihrer Bildung hin. Der
Bildung von Aethylidenmilchsäure aus Alanin entspricht die
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