4. Säuren oder Hydrate der Oxykohlenwasserstoffradicale. 383
Die Gallussäure ist im Pflanzenreiche weit verbreitet, beson
ders als Glukosid (zusammengesetzter Aether der Glukose), das
unter dem Namen Gerbsäure oder Tannin bekannt ist. Aus
diesem letzteren wird Gallussäure (bei Anwendung von Gall
äpfeln) durch Gährung, wobei die Glukose zerstört wird, oder
auch unter dem Einfluss verschiedener Bedingungen, die ein
Zerfallen des Tannin’s hervorrufen, erhalten.
Gallussäure bildet weisse nadelförmige Krystalle, die in
kaltem Wasser ziemlich schwer, in heissem Wasser und. in
Alkohol leicht löslich sind. Bei vorsichtigem Erwärmen zer
fällt sie in Kohlensäure und Pyrogallin (Dioxyphenol, s. $ 149):
C-H (i 05 — CO) = C (i H 0 O:t.
Bei Einwirkung von Schwefelsäure kann sie Wasser ver
lieren , wodurch ein besonderes Anhydrid oder vielleicht eine
weniger gesättigte Säure, die als rothes krystallinisches Pulver
erscheinende, sogenannte Rufgallussäure CtIIiOi , entsteht. —
Mit Eisenoxydsalzen giebt die Gallussäure eine blauschwarze
Färbung. Bei Einwirkung von Chloracetyl können in ihr alle
vier Atome Alkoholwasserstoff substituirt werden, eine Reac-
tiou, die ganz deutlich auf ihre Vieratomigkeit hinweist.
Eine noch weiter vom Sättigungspuncte entfernte vierato-
mige einbasische Säure könnte vielleicht die Opiunsäure
CioHioO.-), ein Oxydationsproduct des Narcotin’s, sein.
2. Vieratomige zwei basische Säuren.
Gesättigte vieratomige ztveibasische Säuren.
11)4. Der bekannteste Repräsentant der gesättigten vier-
atomigen zweibasischen Säuren ist die Weinsteinsäure, welche
im Pflanzenreiche in verschiedenen Früchten weit verbreitet
der Salicylsäure, Paraoxybenzoesäure und Oxybenzoesäure, wie es schon
oben (§ 182) geschah, durch die schematischen Formeln aus :
jCfJLIOHciHO) iCcIIoHallctHO) iCr,H,HaHt(HO)
\CO(HO) ’ )CO(HOi ’ \CO(HO)
so sieht man sogleich ein, dass die vieratomige einbasische, von der einen
oder anderen dieser Säuren ableitbare Säure immer ein und derselbe Körper
» 3 ge j n k ann Demnach ist es nicht unwahrscheinlich, dass die
Gallussäure sich auch aus der Oxybenzoesäure bilden lassen wird.
(Anm. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)