4. Säuren oder Hydrate der OxykQhlenwasserstoff'radicale. 385
tliese Säuren von einander und von den oben erwähnten wirk
lich verschieden sind, bleibt noch unbekannt. *)
Die schon längst bekannte, zuerst von Scheele erhaltene
und am besten erforschte rechts drehende Wemsteimäure wird
gewöhnlich aus Weinstein (unreinem Cremor tartari, dem sauren
Kaliumsalz), der sich im Traubensafte findet, gewonnen. Sie
kann bei der Oxydation einiger zuckerartiger und diesen sich
nähernder Körper (Glucose, Milchzucker, Sorbin, Gummi) durch
Einwirkung von Salpetersäure (Liehig) entstehen. Bemer
kenswerth ist, dass aus Dextrose nur rechte Weinsteinsäure
(wenn die Beobachtungen Ilorn ein an n’s richtig sind), aus
Levulose nur Traubensäure (oder vielleicht optisch-unwirk
same Weinsteinsäure) und aus den anderen Körpern ein Ge
menge beider Säuren entsteht. Rechte Weinsteinsäure erscheint
in durchsichtigen Krystallen mit rechten hemiedrischen Flächen
(vgl. § 101), die kein Krystallisationswasser enthalten, sich in
der Hälfte ihres Gewichts Wasser und weniger leicht in Alko
hol lösen. Erwärmt schmilzt sie bei circa 170—180°, und
geht dann in Metaweinsteinsäure (s. oben) über, die sich durch
ihre Zerfliesslichkeit, leichtere Löslichkeit ihrer Salze und die
Krystallform dieser letzteren unterscheidet. — Bei weiterem
oder anhaltenderem Erwärmen der Weinsteinsäure tritt eine
allmälige Wasserausscheidung ein, und es bilden sich mehr oder
weniger vollkommene Anhydride, die entweder sauer, wenn in
ihnen noch Säurewasserreste enthalten, oder neutral sind,
wenn alle diese Reste ausgeschieden sind. Bei einer noch
höheren Temperatur beginnt die Zersetzung mit Bildung von
Pyro wein stein- und Py rotrauben säure (vgl. § 186). — Geschmol
zenes Aetzkali zersetzt diese Säure, gerade so wie Aepfelsäure
(s. § 191), in Essig- und Oxalsäure, doch wird hierbei kein
Wasserstoff ausgeschieden:
C 4 H,A = C2H4O2 + C2H2O4.
*) Einige Varietäten der Weinsteinsäure können, bei Einwirkung er
höhter Temperatur, theilweise eine in die andere übergehen; beim Er
wärmen der gewöhnlichen Weinsteinsäure bildet sich ein gewisses Quantum
unwirksamer Weinsteinsäure. — Aus dieser letzteren kann, ebenfalls beim
Erwärmen, wiederum Traubensäure entstehen (D es saignes). Wenn diese
Beobachtungen richtig sind, so bietet diese Umwandlung ein bemerkens-
werthes Beispiel eines Ueberganges von einem optisch-unwirksamen Körper
zu Körpern, welche die Polarisationsebene drehen.
Butlerow. 25