Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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Allgemeine Begriffe. 
es in Kohlensäure übergeht, oder mit CE, Phosgen (Chlorkohlen 
oxyd) COCI2 bildend, verbinden. In dem Kohlenoxyd befinden 
sieh folglich ausser der gesättigten Kohlenstoffaffinität, die die 
Bildung desselben bedingte, noch zwei Affinitätseinheiten des 
Kohlenstoffs, die nicht in Wirkung getreten sind und eine An 
eignung von neuen Atomen möglich machen. Eine solche Affi 
nität wird freie Affinität genannt, und ihr Vorhandensein in 
einem Molecül kann durch die Formel (C IV 0")" oder (CO)" an 
gezeigt werden. Solche Molecüle, in denen nicht die ganze 
Affinität eines Bestandteiles thätig ist, werden auch noch durch 
viele andere Körper gebildet, so dass überhaupt polyvalente 
Atome, wenn sie in Verbindung treten, entweder gesättigte — 
die keine freie Affinität mehr besitzen — oder ungesättigte — 
zu weiterer Vereinigung fähige Molecüle bilden. 
23a. Da das Maximum der Affinität noch nicht für die 
Atome aller Elemente mit Sicherheit bekannt ist, es aber be 
sonders wichtig ist, die Anzahl der Affinitätseinheiten zu kennen, 
mit denen ein beliebiges Atom gerade in einem vorliegenden 
Falle — in dem der Betrachtung unterzogenen Molecüle — 
wirksam auftritt, so ist es rathsam und bequem den Namen 
Valenz eben dieser Anzahl und nicht jenem Maximum (vergl. 
§. 22) beizulegen. 
Gesetz der paaren Aequivalcntzahlen und dessen Folgen. 
24. Thatschen lehren, dass, wenn auch nicht immer, so 
doch grössten Tlieils 1) ein Atom von paarer Valenz, wenn 
nicht mit seiner ganzen Affinität, so doch mit paarer Anzahl 
Affinitätseinheiten — und ein unpaarvalentes Atom, wenn nicht 
mit ganzer Affinität, so doch mit unpaarer Anzahl Affinitäts 
einheiten thätig ist, 2) dass unpaarvalente ungesättigte Molecüle 
nicht bestehen. 
Hieraus folgen nachstehende Regeln: a) Atome von paarer 
^ alenz finden sich in chemischen Molecülen nur in paarer An 
zahl, während Atome von unpaarer Valenz sowohl in paarer 
als in unpaarer Anzahl in einem Molecül auftreten können; 
b) da das Molecül eines zusammengesetzten Körpers wenigstens 
zwei Aequivalente enthält, und jedes Aequivalent wenigstens 
eine Affinitätseinheit besitzt, so verdankt jedes zusammenge 
setzte Molecül wenigstens zwei Affinitätseinheiten seine Existenz; 
ß) da zu einer chemischen Reaction wenigstens zwei Molecüle
	        
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