400 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
Fünfte Gruppe.
Thiosäuren oder Sulfhydrate der Oxy-
k o li 1 e n w a s s e r s t o f f r a d i c a 1 e.
201. Die Thiosäuren verhalten sich zu den Säuren ebenso,
wie die Mercaptane zu den Alkoholen, und in der That besteht
zwischen den Thiosäuren und Mercaptanen eine Analogie, die
sich in den meisten ihrer Entstehungsweisen und Umwand
lungen kund giebt. Aus der Gruppe der Thiosäuren sind
übrigens noch sehr wenige erforscht.
Nach den bis jetzt angestellten Beobachtungen zu urtheilen,
können die Thiosäuren ziemlich allgemein durch doppelte Zer
setzungen der entsprechenden Haloidanhydride mit Kaliumsulf-
liydrat oder Schwefelkalium erhalten werden.
Auf diese Weise sind Thiosäuren in folgenden Reactionen
erhalten worden:
Allgemeine Characteris! ik. Entstehung sw eisen.
Chloracetyl
Thioessigsäure
C-2ÍUOC1 + s
s = CiHaOj g + KC1
Thiobenzoésaures
Chlorbenzoyl
Kalium
C:H 5 OCl-h|}
S = Ct ^ 5 °| S-f KCl (Cloei)
Mouochloressigsäure
oder 1. Chloranhydrid
der Glycolsäure
Monothioglycol-
säure
s = C2H2O
H I 0
H I S
-f- KCl (Carius)
Monochlorpropion
saures Kalium (Salz
des 1. Chloranhydrids
der Milchsäure)
Monothiomilch-
saures Kalium
-j- KCl (Cari us)