430 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
Die einen dieser Körper, Aldehyde genannt, entstehen aus pri
mären Alkoholen durch Ausscheidung zweier Wasserstoffatome
bei schwachem Oxydiren, z. B.
C'n H>n +11 o — H-2 = Cn Hin 0.
Sie besitzen die Fähigkeit, sich weiter oxydirend, ein Atom
Sauerstoff zu binden und in eine Säure überzugehen (vgl.
§ 131):
CnH 2 n0+0 = Cn ^ 2n " 10 } 0.
Die Körper der zweiten Art, welche unter dem Namen
Ketone bekannt sind, können unter andern auch durch Aus
scheidung von H» beim Oxydiren der Alkohole, aber nur seeun-
därer, erhalten werden. Beim Oxydiren vereinigt sich das
Ketonmolecul nicht, so wie das der Alkohole, direct mit 0,
sondern zerfällt und bildet einatomige Säuren.
Aldehyde sowohl, wie Ketone können nascirenden Was
serstoff binden und in diejenigen Alkohole, aus denen sie ent
standen (vgl. § 132), d. h. Aldehyde in primäre, die Ketone in
secundäre Alkohole übergehen. Weder Aldehyde noch Ketone
besitzen einen ausgesprochenen Anhydridcharacter: sie ver
einigen sich mit Wasser nicht direct, wie dies die Oxyde zwei
atomiger Alkoholradieale thun (s. $ 210), obgleich sie der Fä
higkeit nicht entbehren, sich mit einigen Substanzen verbindend,
Hydroxyl enthaltende Körper zu bilden.
Die erwähnten Eigenschaften und Beziehungen heben die
zwischen Aldehyden und Ketonen bestehende Analogie genug
sam hervor, weisen aber zugleich auch auf die characteristi-
sehen Verschiedenheiten beider hin. Dasselbe offenbart sich
auch, wie weiter unten gezeigt werden wird, in verschiedenen
anderen Beziehungen.
Chemische Structur der Aldehyde und Ketone.
215. Auch in der chemischen Structui der Moleciile der
Aldehyde und Ketone giebt sich einerseits eine Analogie, an
dererseits ein Unterschied zwischen beiden zu erkennen. Auf
diese Structur kann aus einigen Entstehungsweisen und Um
wandlungen dieser Körper mit genügender Gründlichkeit ge
schlossen werden.