.162 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
Das einzige, bis jetzt bekannte, vollständig gechlorte Chlor
einiger gechlorter Derivate, in Folge erhöhter Temperatur, er
halten worden (s. 213 und 237). Es ist bis jetzt direct
weder aus Trichloressigsäure, noch durch Chloriren von Alde
hyd oder Chloracetyl bereitet worden, kann sich jedoch aller
Wahrscheinlichkeit nach auch bei diesen Reactionen bilden.
Diese Substanz ist eine Flüssigkeit, die bei 118° (einer Tem
peratur, die dem Siedepuncte der Essigsäure gleichkommt)
siedet, und die mit Wasser Trichloressigsäure giebt.
Ein eigenthümliches gechlortes Chloranhydrid bietet C/ilor-
kohlenstoff'oxyd oder Phosge?igas COC1-2, welches durch directe
Vereinigung von Chlor- und Kohlenstoffoxyd, bei Einwirkung
von Licht oder auch (Schiel) erhöhter Temperatur, erhalten
wird. Dieser Körper stellt einerseits das Chloranhydrid des
hypothetischen Hydrats der Kohlensäure, andererseits das Chlor
anhydrid der Chlorameisensäure vor, welche letztere wahrschein
lich nicht selbständig existiren kann. Bemerkenswerth ist, dass
für Phosgen das entsprechende flüssige, stark riechende Thio-
derivat CSCL bekannt ist, welches bei folgender Reaction er
halten wird (Kolbe):
Die isomeren Halo'idderivate solcher Halo'idanhydride, die
zwei verschiedene Halo'ide in ihrer Zusammensetzung enthalten
(s. § 224 ), sind interessant durch die Klarheit und Regelmäs
sigkeit, durch die sich in ihren doppelten Zersetzungen die
verschiedene Gruppirung der Haloule kund giebt. Als Beispiele
mögen folgende Reactionen dienen:
anhydrid (das Chlortrichloracelgl
COC1 ^ beim Zerfallen
CS2 PCL = CSCL + PSCL3.
gebromtes Chlor- Bromessigsäure
acetyl
gechlortes Bromacetyl
Chloressigsäure