11. Anhydridohydrate oder unvollständige Anhydride.
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bald im Stengel (vieler Gräser), bald in den Knollen, bald in
den Früchten (hauptsächlich in unreifen) u. a. enthalten; Lac
tose ist bis jetzt nur in der Milch der Säugethiere gefunden
worden. Von dem Vorkommen der Melitose und Melezitose
war oben (§ 154) die Rede, und Trehalose ist in der soge
nannten Trehala (einer eigentümlichen orientalischen Manna,
die, wie man glaubt, von einer Pflanze aus der Gattung Echi-
nops herstammt) (Berthelot) und im Mutterkorn (Wiggers,
Mitscherlich) entdeckt.
241. I)a alle erwähnten Substanzen (Zellstoff, stärke- und
zuckerartige Stoffe) scharf ausgesprochener chemischer Eigen
schaften entbehren und im Pflanzenreiche vorwalten, so werden
sie zuweilen als indifferente PJlanzenstoffc oder als indifferente
stickstofffreie Substanzen bezeichnet, und wegen ihrer empiri
schen Zusammensetzung nennt man sie auch (mit den Glucosen
und einigen anderen Zuckerarten (s. unten in diesem $) zu
sammen) Kohlenhydrate. In der That ist in allen diesen Kör
pern die Anzahl der Wasserstoffatome doppelt so gross, wie
die der Sauerstoffatome, so dass sie Verbindungen von Kohlen
stoff mit Wasser vorzustellen scheinen. — Das Moleculargewicht
dieser Kohlenhydrate ist im Allgemeinen wenig bekannt. Für
die zuckerartigen Anhydridohydrate, die von ihrem Krystalli-
sationswasser befreit sind, giebt die Analyse eine und dieselbe
Zusammensetzung C12H22O11, und bei der Analogie ihrer Eigen
schaften und Zersetzungen lässt sich voraussetzen, dass diese
Zuckerarten wirklich alle unter einander isomer oder metamer,
und nicht polymer sind. In der That zerfallen sie alle, die
einen leichter, die anderen schwieriger, bei Einwirkung ver
dünnter mineralischer Säuren unter Erwärmen (und Saccharose
auch bei Einwirkung eines Hefenaufgusses 1 gemäss der Gleichung:
C12H22O11 —j— H2O = Ce H. 2 Oe + Ce Hi 2 Oe .
Die beiden (einander isomeren) Glieder der zweiten Hälfte
dieser Gleichung sind für verschiedene zuckerartige Anhydrido
hydrate verschieden: für Saccharose ist es vmyewandelter
Zucker (sucre interverti, ein Gemenge molecularer Quantitäten
Dextrose und Levulose), für Melitose Eucalin und Glucose
(wahrscheinlich Dextrose), für Lactose Galactose *), für Melezi-
*) Nach den neueren Versuchen (Fudakowski) soll Lactose sich
in zwei verschiedene Glucosearten spalten.
(Anmerk. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)
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Butlerow.