11. Anhydridohydrate oder unvollständige Anhydride.
509
Ferner können zu den Anhydridoliydraten, wie es scheint,
noch zahlreiche wenig beständige Säuren mit ungenügend
bestimmter Structur (CarboxylCroconRodizonsüurc u. s. w.)
gerechnet werden, die unter verschiedenen Bedingungen aus
der Vereinigung von Kalium mit Kohlenoxyd hervorgehen.
Der empirischen Formel und ihrer Dibasicität nach könnte zu
den Anhydridoliydraten auch die Graphitsäure (Brodie) ge
zählt werden, die jedoch wahrscheinlich Kohlenstoff im Graphit
zustande enthält. Sie wird durch anhaltendes Oxydiren von
Graphit durch ein Gemenge von Uberchlorsaurem Kalium mit
Salpetersäure gewonnen, hat die empirische Zusammensetzung
CnHiOc (Gottschalk) und zeichnet sich durch die Fähigkeit
aus, sich beim Erwärmen mit leichter Explosion zu zersetzen.
Der letztere Umstand macht es wahrscheinlich, dass in ihr
unmittelbar mit einander vereinigte Sauerstoffatome enthal
ten sind.
244 a. In neuester Zeit sind einige Substanzen mit ziem
licher Sicherheit als saure Anhydridohydrate mit einheitlichen
Molecülen erkannt worden*). Unter den einfachsten Körpern mag
hier vor Allem Brenztraubensäure Cü 111 O3 genannt werden,
welche nach ihrer empirischen Zusammensetzung und nach
der Verbindungsfähigkeit mit Wasserstoff eine ungesättigte,
zweiatomige, einbasische Säure zu sein scheint, nach ihrem Ver
halten zu Fünffachchlorphosphor jedoch als nur einen Wasserrest
enthaltend erkannt worden ist. Bei der Einwirkung von Fünf
fachchlorphosphor liefert nämlich dieselbe ein Chloranhydrid,
welches durch Wasser wieder in Brenztraubeusäure verwandelt
wird (Wiche 1 h au s):
C3 ^ ! ° 2 } 0 + PC1 5 — C3H3O2CI + PCFO + HCl
C3H3O2CI + H>0 = C3 ^ 3 ° 2 } 0 •+■ HCl,
Wäre die Brenztraubensäure zweiatomig, so müsste mau
dagegen folgende Vorgänge erwarten:
H 1 0
C3H2O + 2PC1 5 = C3H2OCI2 -f 2PCI3O + 2HC1
H \ 0
*) Da solche Körper gegenwärtig ein besonderes theoretisches Interesse
darbieten, so mögen dieselben etwas ausführlicher abgehandelt werden.